Hublot Classic Fusion Original vs. Porsche Design Sport Chrono Subsecond

Einfach zeitgemäß

Januar 2024. Zeitmessung ohne Schnörkel und Chichi. In dieser «Probezeit» treten zwei sportlich-elegante Dreizeigeruhren an, die mit großer gestalterischer Eigenständigkeit punkten.
Hublot Classic Fusion Original vs. Porsche Design Sport Chrono Subsecond

Retro geht immer. Das denken sich offensichtlich viele Produktmanager und -designer in der Uhrenbranche. Die Schaufenster der Juweliere sind voll von Zeitmessern, die ein historisches Vorbild mal mehr, mal weniger gut interpretieren. Und wer unseren ARMBANDUHREN Katalog wälzt, in dem die Produkte von mehr als 100 wichtigen Marken zu sehen sind, könnte zu einem ähnlichen Schluss kommen.

Wir möchten Ihnen in dieser «Probezeit» zeigen, dass es auch anders geht – schnörkellos und ohne großes historisches Chichi. Bei diesem Gedanken landet man relativ schnell bei der Marke Porsche Design. Diese greift zwar ebenfalls ab und zu den Faden der eigenen Geschichte auf, hat aber auch eine Menge Modelle im Programm, bei denen die Gestaltung – im hauseigenen Design-Studio im österreichischen Zell am See – auf einem weißen Blatt Papier begann und mit einem Produkt endete, das als komplett eigenständig begriffen werden darf. Dazu gehört beispielsweise das Modell Sport Chrono Subsecond.

Porsche Design
Ein breiter, innen angeschrägter Rehaut bietet reichlich Platz für Minuterie und Minutenziffern – und sorgt gleichzeitig für sehr gute Ablesbarkeit.

Mit diesem Ansatz können nicht so viele glänzen, Hublot schon. Ganz speziell mit der Classic Fusion. Sie feiert – ganz ohne geht es offensichtlich doch nicht – nämlich ein Revival. Doch das Original, entworfen vom Markenund Unternehmensgründer Carlo Crocco, war im Jahr 1980 eine echte Sensation. Mal sehen, wie sich die Neuinterpretation schlägt.

ERSTER EINDRUCK

Peter Braun: Die Hublot schlägt ihren aufmerksamen Betrachter mit ihrem unergründlich tiefschwarzen Zifferblatt und den hochglanzpolierten Fadenzeigern, Logo und Schriftzug sofort in ihren Bann. Lünetten-Stirnfläche sowie die Ansatzwinkel der Bandanstöße sind sauber von Nord nach Süd strichmattiert, die Lünette an ihrer Außenfase und die Wangen des Gehäusemittelteils poliert, optisch getrennt durch die eingelegte schwarze Kunststoffdichtung. Das Armband tritt ganz in den Hintergrund und nimmt keinen optischen Einfluss auf das Uhrengehäuse. Ein Lederband oder gar ein Gliederband – für mich undenkbar. Der Designer der Ur-Hublot, der italienische Architekt Carlo Crocco, wollte nicht vom Wesentlichen ablenken.

Hublot
Die Hublot beschränkt sich auf ein flaches Zifferblatt ohne jede Indizierung. Ablesbarkeit ist sicher nicht ihre große Stärke.
«MDM» hieß die Marke damals noch, «Montre des Montres», also in etwa: die Uhr aller Uhren. «Hublot» hieß nur das (einzige) Modell, und das bedeutet «Bullauge». Über die gedankliche Nähe zum Schiffsbau und zum Wassersport stieß Crocco auf das Material Kautschuk, das er als Gehäusedichtung und – zum ersten Mal in der Geschichte der Uhrmacherei – als Bandmaterial verwendete. Ein feines einvulkanisiertes Drahtgeflecht und mit innenliegenden Blechstreifen bestückte Bandenden zur Verstärkung an den Schraubenlöchern verliehen dem Kautschukband eine enorme Reißfestigkeit. Damit das Armband nicht wie ein Fahrradschlauch roch, ließ Crocco den Kautschuk mit Vanille-Aromen imprägnieren. Nun ja, es war nicht alles gut in den Achtzigern …

Die Porsche Design ist deutlich jünger, was man ihr an einigen Stellen auch anmerkt. Sie bietet eine interessante Optik mit vielen glänzenden Highlights an der schmalen Lünette und auf dem Zifferblatt. Erfreulich: Porsche Design nutzt eine eigene Typografie, auch bei der Datumsscheibe. Weniger erfreulich: Der Name Sport Chrono führt nach meinem Geschmack vollkommen in die Irre. Chrono ist für die meisten die Abkürzung von Chronograph, genau das ist diese Uhr aber nicht. Ein geprüfter Chronometer allerdings schon – das steht zumindest auf dem Zifferblatt.

Porsche Design Werk
Die hauseigenen Komponenten Rotor und Automatikbrücke sind mit Porsche-Design-Logo und -Gravuren versehen, bleiben wegen des Massivbodens allerdings unsichtbar.

Martin Häussermann: Da muss ich dem Kollegen zweifelsfrei recht geben, die Namensgebung ist für den reinen Uhrenfreund wirklich missverständlich. Klar wird das eigentlich nur eingefuchsten Porscheanern, die das SportChrono-Paket aus dem Porsche 911 kennen. Dazu gehört auch eine Borduhr mit demselben Gesicht wie die Sport Chrono Subsecond. Sei's drum. Hier geht es nicht um Autos, sondern um Uhren. Und diese hier gefällt mir ausnehmend gut. Sie hat ein schönes, ausgewogenes Gesicht, sehr klassisch in Schwarz-Weiß gehalten. Die Skala für die Kleine Sekunde ist leicht vertieft, ein breiter Rehaut sorgt zusätzlich für Dreidimensionalität. Außerdem hilft es sehr effektiv zu kaschieren, dass das Uhrwerk für das 39-Millimeter-Gehäuse im Grunde zu klein ist. So sitzt das Datumsfenster direkt neben dem Rehaut und damit am Rande des Zifferblatts, also dort, wo es hingehört.

Das ist bei der Hublot anders. Peter hatte ja schon von dem cleanen schwarzen Blatt geschwärmt. Aber auch die Hublot wird von einem kleinen Uhrwerk angetrieben. Und schwupp, landet das Datumsfenster mehr oder weniger in der Mitte. Das ist nicht schön. Weglassen wäre da die bessere Lösung. Dafür hätte ich gerne doppelt so viele Schrauben auf dem Glasrand – so wie es beim Original von Crocco war. Sie dienten nämlich nicht nur zur Befestigung der Lünette auf dem Gehäusemittelteil, sondern gleichzeitig auch als Stundenmarker. Manches war früher eben doch besser.

Hublot
Der Sichtboden macht dem Namen Hublot (dt. Bullauge) Ehre. Ein breiter Ring ums Glas deckt den breiten Werkhaltering wirkungsvoll ab.

TRAGEGEFÜHL, BEDIENUNG, ABLESBARKEIT

PB: Die Hublot baut angenehm flach (knapp unter zehn Millimeter Höhe), ist in meinen Augen mit gemessenen 41,5 Millimeter Durchmesser perfekt proportioniert und liegt dank Titangehäuse fast schwerelos am Arm. Die Doppelfaltschließe ist leichtgängig, rastet sicher und trägt am Arm fast nicht auf. Das Kautschukband, das inzwischen nicht mehr penetrant duftet, lässt sich mit einem scharfen Messer leicht auf den gewünschten Armumfang kürzen – aber leider nur einmal: Verstellen ist nicht. Drum prüfe, wer sich ewig bindet: Bänder gibt’s nur als Originalteile von Hublot zu entsprechend hohen Preisen. Apropos: Unsere Testuhr ist in der Liste mit 8600 Euro geführt, was für eine schlichte Dreizeigeruhr mit Standardtechnik einfach viel zu viel ist – trotz guter Verarbeitung, schönen Designs und eines Gehäuses aus Titan.

Ein solches hat die Porsche Design auch, dazu ein äußerst spannend gestaltetes: Die Form der Bandanstöße ist einzigartig, was wiederum zur Folge hat, dass man als Ersatz immer ein Originalersatzteil kaufen muss – was meist teurer als ein Band aus dem Zubehör ist. Siehe oben. Am Band selbst gibt’s nichts zu mäkeln, an der Schließe schon. Diese türmt sich im gefalteten Zustand rund einen Zentimeter hoch – fast so hoch wie das Gehäuse selbst. Das schadet dem Tragekomfort ungemein.

Die Doppelfaltschließe der Hublot ist flach und leicht. Allerdings ist die Längenanpassung diffizil, denn die Überlänge muss mit einem feinen Messer abgetrennt werden. Damit das Band zum Schluss nicht zu kurz ist, empfiehlt sich ein behutsames Herantasten.

MH: Bemerkenswert: Peter Braun lobt ein Kautschukband. Das muss ich mir rot im Kalender anstreichen! Das Kürzen dieses Bandes ist allerdings wirklich delikat. Glücklicherweise hatte ich die Uhr als derjenige mit dem breiteren Arm zuerst. Nach Peters Bandanpassung hätte ich sie nicht mehr tragen können. Was den Tragekomfort betrifft: Auch bei mir geht die Hublot als Siegerin vom Platz. Die Uhr ist angenehm leicht, das Kautschukband schmiegt sich weich ans Handgelenk und dank der runden Gehäuseflanken schlüpft die Uhr leicht und lässig unter jede Hemdmanschette. Das würde auch bei der Porsche Design funktionieren, wenn man sich auf eine Dornschließe beschränkt hätte. Doch hat man diese mit einer Faltschließe kombiniert. Das hilft zwar bei der einfachen Längeneinstellung, doch in der Kombination mit einer Faltschließe baut das ganze System einfach zu hoch, da hat der Kollege recht. Das beeinträchtigt übrigens nicht nur den Tragekomfort, sondern auch die sonst so gelungene Optik dieser Uhr. Das kann keineswegs im Sinne des Design-Studios sein, denn das hat mit den geschwungenen und nach unten gezogenen spangenförmigen Bandanstößen im Grunde hervorragende Voraussetzungen für guten Tragekomfort geschaffen. Meiner Meinung nach wäre eine Dornschließe für eine Uhr mit solch niedrigem Gewicht tatsächlich völlig ausreichend.

Kaum zu verbessern ist die Ablesbarkeit, die am Tag aufgrund des starken Schwarz-Weiß-Kontrastes von Zifferblatt, Zeigern und Indexen erstklassig ist. Nachts hilft Leuchtmasse auf Zeigern und Indexen, die allerdings dünn aufgetragen ist. Dagegen ist die Hublot, die ohne jede Skala oder Markierung daherkommt, ein Schätzeisen.

Die Kombischließe von Porsche Design ist in der Handhabung praktisch, die Längenanpassung per Dorn jederzeit veränderbar. Allerdings erscheint uns die Kombination von zwei Schließmechanismen und einem auch am Ende dicken Band deutlich zu klobig.

Technik, Ausstattung, Gang

PB: Das Automatikwerk trägt einen sehr schön gemachten Rotor, bei dem die skelettierten Buchstaben des Schriftzuges HUBLOT die Verbindung zur Schwermetallwange bilden. Wempe nennt im Online-Katalog das Hublot Kaliber 1110 ein «Manufakturwerk», doch die technische Basis Sellita SW300 ist unverkennbar. Für den Einsatz im großen 42-Millimeter-Gehäuse ist es ein wenig klein geraten, denn der Kragen des verglasten Gehäusebodens ist recht breit gehalten. Außerdem steht das Datumsfenster recht nahe an der Zeigerachse, was bei dem völlig leeren Zifferblatt umso deutlicher ins Auge springt.

Das Gehäusemittelteil endet in zwei einzigartig geformten Bandanstößen und sorgt gestalterisch für Dynamik.

Auch Porsche Design gibt dem Uhrwerk eine eigene Kalibernummer, schließlich spendiert man dem Basiskaliber Sellita 261- 1 eine personalisierte Automatikbrücke und auch einen eigenen Rotor. Davon bekommt der Träger jedoch nichts zu sehen, denn das Ganze versteckt sich hinter einem massiven Titanboden. Schade.

MH: Auch mir ist es unverständlich, dass man erst Mühe auf die Veredelung von Werkkomponenten verwendet und dann das Ganze versteckt. Viele Uhrenfreunde kaufen sich doch eine mechanische Uhr, um die Mechanik auch sehen zu können. Da erfreut mich das Sichtfenster der Hublot, auch wenn es ob des breiten Werkhalterings recht klein geraten ist. Gänzlich unerfreulich war das Gangverhalten beider Kandidaten. Immerhin firmiert die Porsche Design als Chronometer, hat diese Hürde im Test aber gerissen. Auf unserer Zeitwaage Witschi Chronoscope S1 ermittelten wir einen durchschnittlichen Nachgang von 4,8 Sekunden am Tag (s/d), bei der Hublot einen satten Vorgang von 10,8 s/d. Diese Tendenzen bestätigten sich auch am Arm der Tester. Das hätte man wohl mit wenig Regulierarbeit deutlich besser haben können, denn die Lagendifferenzen sind hier wie da absolut akzeptabel. Wobei die Synchronisierung mit der Funkuhr bei der Hublot aufgrund der Abwesenheit jeglicher Skalen vorsichtig gesagt eine ziemliche Herausforderung ist.

Die Flanken der Hublot sind komplett abgerundet und auf Hochglanz poliert.

Fazit

PB: Wenn ich die Wahl hätte (und Geld wirklich überhaupt gar keine Rolle spielte), würde ich die Hublot Classic Fusion nehmen, weil mich das Design heute noch genauso fasziniert wie vor vierzig Jahren. Dagegen kommt die tadellos gemachte Porsche Design Sport Chrono einfach nicht an, zumal mir bei dieser überdies die Faltschließe überhaupt nicht taugt (und es leider keine Bandoption gibt).

MH: Mir gefällt die Hublot aufgrund ihrer Eigensinnigkeit auch sehr gut. Aber, Peter hatte es schon thematisiert, 8600 Euro sind für mich angesichts des Gebotenen nicht akzeptabel. Ich bin Porscheaner und bleibe es auch in diesem Fall, denn Porsche Design bietet hier nicht nur deutlich mehr fürs Geld, sondern liefert auch die eigenständige sportliche Eleganz, die man von der Marke erwartet. Aber über die Schließe müssen wir noch mal reden.

Text: Peter Braun, Martin Häußermann

Bilder: Martin Häußermann

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