Weltzeituhren

Alle Zeit der Welt

Die klassische Weltzeitanzeige geht auf eine Konstruktion von Louis Cottier zurück, der in den 1930er Jahren einen gegen den Uhrzeigersinn rotierenden 24-Stunden-Mechanismus entwickelte und ihm einen Skalenring mit den Namen der Zeitzonen-Referenzstädte gegenüberstellte.
Patek Philippe und Chopard
Links: Die Mutter aller Weltzeituhren ist zweifellos die Referenz 5230 von Patek Philippe, die den einst von Louis Cottier konstruierten Originalen aus den 1930er Jahren stilistisch am nächsten kommt. Rechts: Auch Chopard huldigt mit der Time Traveller One dem historischen Vorbild der Weltzeituhr – technisch und optisch.

Klassische Weltzeituhren-Anzeige

Zum Ablesen braucht es etwas Übung und Fantasie, denn die Lokalzeit am fernen Ort ist recht klein dargestellt. Aber die Funktion stammt auch noch aus einer Zeit, als man die Geschäftswelt vornehmlich vom Schreibtisch aus per Telefon bereiste. Die Patek Philippe Referenz 5230 ist so eine typische Weltzeituhr, ebenso die Chopard Time Traveller One oder die Omega Seamaster Aqua Terra Worldtimer, allesamt ausgestattet mit hochwertigen, exklusiven Manufakturkalibern und entsprechend teuer in der Anschaffung.

Modell Universalzeit von Moritz Grossmann
Das Modell Universalzeit von Moritz Grossmann zeigt auf einen Blick die Lokalzeiten an sechs Orten an.

Die Moritz Grossmann Universalzeit offeriert auf ihrem Zifferblatt auch eine Weltkarte, doch zeigen sechs kleine Fensteranzeigen an den geografisch richtigen Stellen die dortige Lokalzeit in Bezug zu der mit dem großen Zeigerpaar angezeigten Uhrzeit am aktuellen Aufenthaltsort. Zur Grundeinstellung der Uhr muss der Träger nur eine der fremden Lokalzeiten kennen und einmal die Zeiger mit der Krone auf die Heimatzeit einstellen – die zeitlichen Abstände der fünf anderen Ortszeiten sind ja vorgegeben. Das Verstellen der Hauptzeiger über den kronenförmigen Drücker bei der «10» – wahlweise vor oder zurück – hat keinen Einfluss auf die sechs Lokalzeiten, die sich ja auch in Wirklichkeit nicht verändern, nur weil man irgendwo auf der Welt aus einem Flugzeug steigt und rasch die neue Ortszeit einstellen will.

Zeitzonen

Nicht zwischen sechs, sondern «nur» zwischen zwei Zeitzonen bzw. Zonenzeiten hat der Träger der neuen Breguet Marine Hora Mundi die Wahl. Die Städteanzeige bei der «6» lässt sich per Zweitkrone an der linken Gehäuseseite auf die korrespondierende Stadt der Heimatzeit einstellen. Die Uhrzeit kann daraufhin ganz normal über die Krone justiert werden und bildet die Grundlage für das Zeit-Kunststück der Hora Mundi: Über die Drückerkrone bei der «8» kann man die Städte- und Stundenanzeige auf eine andere Zeitzone umschalten, die sich ebenfalls kinderleicht einstellen lässt. Anschließend kann man nach Belieben per Knopfdruck zwischen den beiden Zeitzonen hin und her wechseln, wobei auch der Stundenzeiger umspringt – und um Mitternacht auch das Datum.

Breguet Hora Mundi
Die Besonderheit der Breguet Hora Mundi – jetzt auch im Gehäuse des Modells Marine erhältlich – ist die Möglichkeit zum einfachen Umschalten zwischen zwei Lokalzeiten
Breguet Hora Mundi Rückseite

Montblanc hat als Hommage an die Mount-Everest-Besteigung ohne Sauerstoff einen «Zero Oxygen»-Chronographen gebaut, dessen Gehäuse in Le Locle in einer reinen Stickstoff-Atmosphäre verschlossen wird und dadurch keinen Sauerstoff enthält. Was wie ein geschickter Marketing-Gag klingt (und unterm Strich natürlich auch ist), hat einen durchaus seriösen Hintergrund: Im Uhrengehäuse eingeschlossener Sauerstoff befördert die Oxidation von Metallteilen und begünstigt bei Temperaturstürzen das Beschlagen des Uhrenglases. Dennoch dürfte es schwierig werden, den Austausch von Stickstoff durch Sauerstoff aus der Umgebung dauerhaft zu verhindern, trotz sorgsam abgedichteter Drücker und Schraubkrone.

Montblanc 1858 Geosphere
Die illustriert die angezeigte Uhrzeit mit zwei perspektivischen Ansichten über Nord- und Südpol.

Doch der sauerstofflose Chronograph hat noch eine weitere Besonderheit zu bieten: Als Mitglied der Geosphere-Modellfamilie verfügt er natürlich über eine Weltzeitanzeige im Stil der klassischen Automatikuhr. Die Zeitanzeige mit ihren zwei gegenläufigen 24-Stunden-Hemisphären erlaubt den anschaulichen Blick auf unseren blauen Planeten aus der Perspektive der Pole. 8000 Euro kostet die eisblaue Sonderserie im Titangehäuse.

Hermès Arceau Le Temps Voyageur
Bei der Voyageur reist die Ortszeit im Tagesverlauf über eine (fiktive) Weltkarte

Weltkarte

Hermès überrascht die Uhrenwelt jedes Jahr aufs Neue mit besonders poetischen und dabei äußerst anschaulichen Zeitanzeigen. Die Arceau Le Temps Voyageur nimmt ihren Träger jeden Tag mit auf eine Reise rund um die Welt – das heißt, eigentlich unternimmt ihr Zifferblatt diese Reise, denn ein in Kooperation mit dem Spezialitätenatelier Chronode entwickelter Weltzeituhren-Mechanismus lässt die Zeitanzeige in 24 Stunden einmal durch alle 24 Zeitzonen wandern. Die «Weltkarte», über der sich das Schauspiel entfaltet, ist dabei eine charmante Anspielung auf die Welt von Hermès. Sie zeigt eine Fantasiekarte, die Designer Jérôme Colliard einmal für einen Foulard entworfen hat: Die Kontinente darauf sind mit Begriffen aus dem Pferdesport bezeichnet.

Due Ore von ochs & junior
Die Due Ore von ochs & junior hat verstellbare Stundenmarker.

Bei ochs & junior spricht man Italienisch: Due Ore heißt das neue Modell aus der ochs line, und das bedeutet «zwei Uhrzeiten». Die per Krone schaltbare Anzeige kommt ohne zusätzlichen Zeiger für die zweite Zone aus, denn die Uhrmacher haben erst gar nicht in das Uhrwerk (ein braves ETA 2824-2) eingegriffen. Die Krone verstellt lediglich eine bedruckte Scheibe unter dem Zifferblatt und verdreht den Ziffernkreis aus der gewohnten Sichtachse (mit der «12» oben).

Man muss schon genau hinschauen, um die zweite Zonenzeit abzulesen, denn das trainierte Auge «liest» die Zeigerstellung auf einen Blick, ungeachtet der Ziffern in den Fenstern neben den Stundenmarkern. Aber als kleine Orientierungshilfe gibt die Ziffer im Fenster unter der «12» an, um wie viele Stunden die zweite Zonenzeit von der ersten abweicht.

Tonda PF Rattrapante
Die Tonda PF Rattrapante hat einen schrittweise verstellbaren Stundenzeiger – und einen zweiten, der die Ur-Zeit konserviert. Bei Nichtgebrauch per Knopfdruck rückstellbar.

Reduzierung auf das Wesentliche

Die Designer von Parmigiani Fleurier haben bei der neuen Tonda PF Rattrapante das Spiel mit der Reduzierung auf das Wesentliche auf die Spitze getrieben: Nur Stunden- und Minutenzeiger zieren das fein geprägte Zifferblatt, auch auf ein Datumsfenster oder einen Sekundenzeiger hat man verzichtet. Umso größer die Überraschung, wenn ein Druck auf den Gehäusedrücker bei der «8» den Hauptzeiger in Stundenschritten nach vorn springen lässt und ein zweiter – goldener – Stundenzeiger zum Vorschein kommt, der sich zuvor versteckt hatte.

Er konserviert die zuvor geltende Uhrzeit, während der weißgolden polierte Stundenzeiger die neue aktuelle Stunde angibt. Und wenn die Reise zu Ende ist, legt er sich nach Betätigen des Kronendrückers wieder über seinen goldenen Kollegen, wie der Schlepp- oder Einholzeiger eines Chronographen – daher auch die Modellbezeichnung «Rattrapante» (von frz. «rattraper» – einholen).

Text: Peter Braun

Mehr über Reiseuhren und ihre Funktionalität finden Sie hier


Der GMT-Zeiger: Zweite Zeitzone im Blick
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