Rekordpreis für Rolex-Schleppzeiger

Seltenheitswert

April 2024. Angeblich wurden von der Referenz 4113 im Kriegsjahr 1942 nur 12 Stücke hergestellt, von denen laut Auskunft eines Experten nur acht Exemplare der Nachwelt erhalten geblieben sind. Ausgerechnet dieser Experte hat nun eine solche Rarität zum Rekordpreis von 3,28 Millionen Euro verkauft.

Nach dem Skandal um die 2021 für über 3 Millionen Schweizer Franken versteigerte «Frankenwatch» – ein Omega Speedmaster Chronograph, den es so nie gegeben hat – sind Uhrenfreunde im Umgang mit Millionenwerten vorsichtiger geworden.

Rolex Split Seconds Chronograph Ref. 4113

Am 20. April 2024 kam beim Auktionshaus Monaco Legend Group ein Rolex-Schleppzeigerchronograph von 1942 unter den Hammer, von dem wohl nur 12 Exemplare hergestellt wurden und angeblich nur acht Uhren überlebt haben. Der überaus flache, aber mit 44 mm Gehäusedurchmesser recht große Chronograph ist mit einem nach allen Regeln der Kunst aufbereiteten Handaufzugswerk vom Kaliber Valjoux 55VBR ausgestattet und zählt zu den kompliziertesten Uhren der Marke Rolex. Schon die geringe Produktionsstückzahl von 12 Exemplaren (Seriennummern von 051313 bis 051324) ist bemerkenswert, doch wenn die Behauptung des Rolex-Experten Auro Montanari, besser bekannt unter seinem Pseudonym John Goldberger, stimmt, sind heute nur noch acht Uhren der Referenz 4113 bekannt.

Die von der Monaco Legend Group für sensationelle 3,28 Millionen Euro versteigerte Uhr stammt aus der Sammlung von «John Goldberger» und war zuvor nie auf dem Markt gewesen. Gleichwohl ist der einzige Schleppzeigerchronograph von Rolex einem breiten Publikum bestens bekannt, denn er ziert den Titel von Goldbergers Buch «100 Superlative Rolex Watches» und wird im Innenteil ausführlich besprochen. Das Auktionshaus vermerkt die Herkunft der Uhr als besonders positive Eigenschaft, denn Goldberger sei «bekannt für seine akribische Pflege von Zeitmessern, was garantiert, dass die Unversehrtheit dieser Uhr mit größter Sorgfalt bewahrt wurde. Zu den bemerkenswerten Merkmalen gehören die tief eingravierten und deutlich sichtbaren Seriennummern auf dem Gehäuseboden.» Und weiter argumentiert der Pressetext «Da die Uhr nie (...) in Rolex-Katalogen erwähnt oder auf dem öffentlichen Markt angeboten wurde, nimmt sie einen besonderen Platz in der Überlieferung der Uhrmacherkunst ein und ist vor allem durch Anekdoten bekannt, was ihre Mystik noch verstärkt und ihren Status als Zeugnis des dauerhaften Erbes von Rolex festigt.»

Andere Exemplare der Referenz 4113 wurden in den letzten Jahren verkauft und erzielten stets vergleichsweise hohe Preise, was für die Authentizität der Informationen über die schiere Exklusivität des Rolex-Schleppzeigerchronos spricht. Dennoch ist der Sprung über die Drei-Millionen-Marke ein gewaltiger Schritt: Im Jahr 2000 erzielte Christie's noch 213.250 CHF für eine Ref. 4113, elf Jahre später bereits über eine Million, und 2019 versteigerte Phillips ein Exemplar für knapp zwei Millionen Schweizer Franken.

Patek Philippe Schleppzeiger-Chronograph

Im Glanze des Rolex-Rekordergebnisses verblasst das außergewöhnliche Resultat des Schleppzeiger-Chronographen, den Patek Philippe 1927 im Auftrag von H.G. Selfridge, dem Sohn des Warenhaus-Magnaten, als Geschenk für den britischen Rennfahrer Sir Henry Seagrave anfertigte. 1,79 Millionen Euro erzielte der in einem ungewöhnlich großen goldenen kissenförmigen Gehäuse eingeschalte Schleppzeigerchronograph mit einem Rohwerk von Victorin Piguet. Die Uhr hatte eine bewegte Geschichte, denn sie wurde später auch noch an die Flieger-Amazone Amelia Earhart vererbt.

Patek Philippe Ewiger Kalender Ref. 1526 in Gelbgold

Verkauft für 793.000 Euro wurde in Monaco im Hôtel Meridien diese wunderbare Referenz 1526, der erste serienmäßig hergestellte Ewigem Kalender als Armbanduhr, eingeführt 1942. Dieses Exemplar ist nicht nur selten, sondern wird auch mit einer Reihe bemerkenswerter Accessoires geliefert, darunter die Originalbox, das Ursprungszertifikat und eine historische Dokumentation. Die Uhr zeichnet sich durch ihre großen arabischen Ziffern und ihren bemerkenswerten Zustand aus; es ist möglicherweise das exquisiteste Exemplar seiner Art.

Rolex Ref. 6062 Vollkalender mit Mondphase

Ein sehr schön gealterter «astronomischer» Rolex-Vollkalender von 1952 in Gelbgold wurde verkauft für 806.000 Euro. Ein uhrmacherisches Meisterwerk und eines der wenigen Rolex-Modelle mit Mondphasenanzeige. Das Zifferblatt mit den Pyramiden-Indexen weist eine helle und gleichmäßige Tabakpatina auf und ist noch genau so erhalten, wie es vor fast zwei Jahrzehnten im Mondani-Buch vorgestellt wurde.

Rolex Datejust Ref. 6304 in Platin für Serpico y Laino

Eine der seltensten Datejust «Ovettone», die es je gab, und mit 734.500 Euro wohl auch eine der teuersten. Die von Juwelier Serpico y Laino verkaufte Uhr mit der Referenz 6304 in Platin verfügt über ein spezielles mattes, dunkelgraues Zifferblatt mit applizierten Diamantindexen. Einzigartig an diesem Exemplar ist die originale Platinschließe, die darauf hinweist, dass es mit einem Lederarmband verkauft wurde, was es von der typischeren Gliederbandausführung unterscheidet.

Rolex Centregraph: Kurzzeitmesser

Ein ganz seltener Vogel zum Schluss: Für 266.500 Euro ging ein sehr gut erhaltener Centregraph weg. Der Kurzzeitmesser aus Edelstahl mit der Referenz 3346 verfügt über eine separat auf Null stellbare Zentralsekunde und stammt aus dem Jahr 1941. Die Uhr ist ebenfalls in John Goldbergers «100 Superlative Rolex Watches» abgebildet und zählt zu den seltensten Rolex-Modellen überhaupt.


Text: Peter Braun

Mehr über vergangene Auktionen und Sammleruhren


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