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Porsche Design hat sich buchstäblich neu erfunden. Knapp drei Jahre nach dem Neustart der Marke (wir berichteten in Ausgabe 7/2014) stellte die Porsche Timepieces AG auf der BASELWORLD 2017 die erste Uhr vor, die im eigenen Hause nicht nur gestaltet, sondern auch konstruiert wurde. Das neue Flaggschiff wurde nach einer technischen Spezialität des Hauses bezeichnet und hört auf den Namen Monobloc Actuator. Aber dazu später.
Gut Ding will Weile haben – so haben wir 2014 geschrieben, nachdem uns die damals Verantwortlichen die Neuausrichtung der Uhrenmarke im Porsche Design Studio in Zell am See vorgestellt hatten. Ein harter Schnitt war notwendig geworden, weil die Kooperation mit dem inzwischen chinesisch geführten Uhrenhersteller Eterna immer holpriger wurde und auch die in dieser Epoche gebauten Zeitmesser wie «Dashboard» oder «Flat Six» drohten, die Marke zu banalisieren. Diese hatten zwar autobasierte Namen, konnten aber weder technisch noch gestalterisch überzeugen.
Seit 2014 ist die Porsche Design Timepieces AG ein komplett eigenständiger Uhrenhersteller mit Sitz in Solothurn, also nicht weit weg vom Jura, dem Epizentrum des Schweizer Uhrenbaus. Fachleute jedweder Art – Gehäusebauer, Zeiger- und Zifferblattlieferanten, der Uhrwerke-Gigant ETA, aber auch viele stark spezialisierte Kleinbetriebe – finden sich in der näheren Umgebung. Ein guter Ort für einen Neustart, der 2014 mit dem Timepiece No. 1 begann, einer Neuinterpretation des Uhren-Erstlingswerks Porsche Design by Orfina. Durchaus gelungen, aber mit Ausnahme des Designs steckte nicht viel Eigenleistung drin. Das ist bei der Neuheit des Jahres 2017 anders: Hier hat sich Porsche Design ganz und gar auf seinen Markenkern besonnen und einen Zeitmesser entwickelt, der wieder das Versprechen einlöst, das im Markennamen steckt. Porsche und Design.
Das Design stammt aus dem hauseigenen Studio in Zell am See, das 1972 von Professor Ferdinand Alexander Porsche gegründet wurde, dem Gestalter des ewig jungen Porsche 911. Seit 2004 hütet dort der Schwabe Roland Heiler das gestalterische Erbe von «F. A.» und zeichnet mithin auch für die Gestaltung des neuen Chronographen verantwortlich.
Schon 2014 zeigte uns Roland Heiler in Zell am See unter dem Siegel der Verschwiegenheit, wie er und sein Team sich einen modernen Chronographen des Hauses vorstellen. Das Vorbild war der von Professor Porsche gestaltete Titan-Chronograph by IWC aus den 1980er Jahren. Seine wesentlichen technischen Merkmale waren das Gehäusematerial Titan und die komplett im Gehäuse versenkten Flächendrücker. Hinter dieser Lösung steckt nicht nur optische Eleganz, sondern auch ein praktischer Nutzen: Mit versenkten Drückern bleibt man nirgendwo hängen, sie sind vor Beschädigungen weitgehend geschützt.
Seit dem Neustart 2014 baut Porsche Design ausschließlich Titan-Uhren, das Gehäusematerial für das neue Flaggschiff war folglich gesetzt. Eine schnöde Replik des alten Erfolgsmodells kam jedoch nicht infrage, «das hätte dem Selbstverständnis des Hauses widersprochen», so Heiler. Weshalb die einst rundliche Form durch Kanten akzentuiert wurde, insbesondere sollte aber die rechte Gehäuseflanke «cleaner» erscheinen.
Krone plus Flankenschutz, dazu noch zwei – wenn auch versenkte – Drücker, das schien dem Designchef zu zerklüftet, weshalb er eine Wippen-Kinematik vorsah und quasi die komplette rechte Gehäuseflanke schwenkbar gestaltete. Dieses Bauteil ist dafür zuständig, den Stoppmechanismus zu starten, zu stoppen und wieder auf null zu stellen. Der Entwurf, den Heiler damals in einer Power-Point-Präsentation zeigte, war schon sehr nah dran an dem jetzt im Handel befindlichen Produkt. Und doch vergingen noch gut zwei Jahre bis zur Serienreife.
Was sich in der Betrachtung des Designers zunächst recht einfach anhörte, entpuppte sich als echte Herausforderung für die Konstrukteure der Porsche Design Timepieces AG. Geschäftsführer Rolf Bergmann erläutert: «Eine schlichte Lagerung der Wippe in einer Achse kam nicht infrage, weil sich diese Achse mit dem Kronentubus überschnitten hätte.» Außerdem war ein definierter Druckpunkt gefragt, denn die Wippe sollte im Ruhezustand mit dem Gehäuse bündig abschließen und dabei keinerlei Spiel aufweisen. Diese nicht ganz triviale Aufgabe schien Bergmann und sein Team zu beflügeln: «Schließlich begreifen wir uns mehr als Ingenieurbüro und weniger als klassischer Uhrenhersteller.» Darüber hinaus nutzte der studierte Fertigungstechniker, der vor seinem Einstieg in die Uhrenbranche beim Sportwagenbauer arbeitete, seine Kontakte zu Porsche Motorsport in Weissach: «Zwar sind die Dimensionen im Uhrenbau dramatisch kleiner als im Autobau, doch die Konstruktionsprinzipien sind durchaus vergleichbar.»
Den gemeinsamen Überlegungen entsprang eine – inzwischen patentierte – Lösung, die einem Kipphebel-System zur Ventilsteuerung in einem Automotor nicht unähnlich ist. Nur dass die Wippe hier eben keine Ventile aktiviert, sondern die Stifte, die den Fingerdruck des Bedieners auf den Chronographen-Mechanismus im Uhrwerk übertragen. Ein Federmechanismus – analog zur Ventilfeder – besorgt die Nullstellung der Wippe, und Schaftdichtungen sorgen dafür, dass kein Wasser ins Gehäuse eindringt. Schließlich sollte der Stoppmechanismus auch unter Wasser bedienbar sein.
Um die Dichtheit zu gewährleisten, entwickelten die Ingenieure eine eigene Testmaschine, in der die Prototypen mit jeweils 10.000 Chronographen-Betätigungen unter Wasser belastet wurden. Nach der Schweizer Chronofiable-Norm muss ein Chronograph mindestens 3000 Betätigungen aushalten – im Trockenen. «Wir sind dem Porsche-Prinzip gefolgt, dass unser Produkt deutlich mehr aushalten muss als vorgeschrieben», erläutert Gerhard Novak, der für Markenführung und Vertrieb zuständig ist. «Deshalb haben wir die komplette Entwicklung inklusive aller Maßnahmen der Qualitätssicherung an den Porsche-Entwicklungsprozess angelehnt», ergänzt sein Kollege Bergmann. Da sind auch Robustheit und Alltagstauglichkeit des Produktes gefragt – weshalb das Saphirglas zwecks bester Ablesbarkeit nicht nur siebenfach entspiegelt, sondern diese Beschichtung auch noch mit einer kratzfesten Beschichtung versiegelt wurde.
Die «Motoren» macht Porsche Design Timepieces im Gegensatz zu den Sportwagenkollegen nicht selbst. Das wird bis auf Weiteres auch so bleiben. Eine griffige Begründung hierfür lieferte Gerhard Novak schon 2014: «Schließlich heißen wir Porsche Design und nicht Porsche Movement.» Stattdessen bedient man sich beim Marktführer ETA. Zum Einsatz kommt dessen Chronographenkaliber 7754, das mit einem separat schaltbaren 24-Stunden-Zeiger aus der Mitte auch noch eine zweite Zonenzeit anzeigt und für den Einsatz im neuen Chronographen mit einem eigenen Rotor individualisiert wurde.
Erhältlich ist die Uhr, die nach ihrem Kipphebel-Mechanismus Monobloc Actuator genannt wird, in zwei Gehäusevarianten: reines Titan oder ein mit Titankarbid mattschwarz beschichtetes Titangehäuse. Kombiniert werden diese entweder mit einem Kautschukband oder mit speziell entworfenen Titanbändern. Selbstverständlich verfügen auch diese über eine sorgsam ausgetüftelte Kinematik der beweglichen Glieder, die das Ziepen an den Armhärchen unterbindet.
Je nach Variante bewegen sich die Preise zwischen 5950 (Reintitan mit Kautschukband) und 6950 Euro (limitierte Porsche Motorsport Edition mit schwarz beschichtetem Gehäuse und Karbonzifferblatt).
Text: Martin Häußermann
Bilder: M. Häußermann, Porsche Design
Lesen Sie hierzu auch das Interview mit Rolf Bergmann, CEO von Porsche Design Timepieces