Panerai Elux LAB-ID

Fiat Lux!

August 2024. Die Panerai Submersible Elux LAB-ID fasziniert durch strahlend hell leuchtende Zeiger, Stundenmarker und Lünettenindex. Den Strom dazu produziert sie selbst – mit einer eingebauten mechanischen Lichtmaschine.
Panerai Elux Lab ID

Leuchtende Zifferblätter spielten in der Geschichte der Uhrenmarke Panerai eine große Rolle. Für den Tauchereinsatz in großen Tiefen entwickelte der Florentiner Uhrmacher Guido Panerai eine radiumhaltige Nachleuchtmasse, deren Bezeichnung «Radiomir» stolz auf dem Zifferblatt seiner Uhren prangte. Später ersetzte sein Sohn Giuseppe das radioaktive Material durch einen unbedenklichen Leuchtstoff auf Tritium-Basis und nannte die zweite Generation der Kampftaucheruhren «Luminor».

Die beachtliche Leuchtkraft der Radiomir-Zifferblätter beruhte auf der großen Menge und Speicherkapazität des Nachleuchtmittels, mit dem die gesamte Fläche eines Zifferblatts bestrichen ist. Darüber liegt ein dünnes zweites Zifferblatt mit ausgestanzten Schlitzen für Stundenmarker und Ziffern. Diese Sandwich-Bauweise war in den 1930er Jahren der Schlüssel zum Erfolg.

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Der Strom zur Lünettenbeleuchtung wird über zwei isolierte Leitungen übertragen.

Mechanik und Elektrizität

Die Leuchtkraft moderner Nachleuchtmasse lässt nach einiger Zeit ohne Lichteinstrahlung nach, die Zifferblätter verdunkeln sich. Die neue Konzeptuhr aus dem «Laboratorio di Idee» ist nicht auf die Aufladung durch eine externe Lichtquelle angewiesen: Sie leuchtet von selbst, und den Strom dazu produziert sie aus eigener – mechanischer – Kraft.

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Um Strom zu sparen, leuchtet nur das Gehäusesegment, auf dem die Leuchtmarkierung gerade steht.

Die Kraftquelle ist eine «Lichtmaschine» im wahrsten Sinne des Wortes, denn sie funktioniert wie der Generator unter der Motorhaube eines Autos. Der Generator in der Submersible Elux LAB-ID ist nur viel kleiner: Gerade einmal 8 mm im Durchmesser und 2,3 mm in der Höhe betragen die Abmessungen des aus sechs Spulen zusammengesetzten Kraftwerks. Die Drähte, mit denen die Spulen umwickelt sind, haben einen Durchmesser von 12 Mikron (ein menschliches Haar hat ca. 50 Mikron) und sind 80 (!) Meter lang. Der Rotor im Zentrum des Pakets dreht sich mit einer Geschwindigkeit von 4800 Umdrehungen pro Minute und erzeugt ein stabiles elektrisches Signal von 240 Hertz – genug, um eine ganze Reihe von Mikro-LEDs zum Leuchten zu bringen.

Elektrolumineszenz

Das bereits am 15. Juni 1966 patentierte System Elux steht für «elettroluminescenza» und bezog sich ursprünglich auf aus gleichmäßig leuchtenden Oberflächen bestehende selbstleuchtende Paneele. Diese waren in verschiedenen Größen, Formen und Materialien erhältlich und ihre Lumineszenz wurde durch ein elektrisches Feld induziert. Die Paneele waren völlig frei von radioaktiven Substanzen und zeichneten sich durch eine außergewöhnliche Langlebigkeit und Beständigkeit gegenüber Stößen und Vibrationen aus, was sie für eine Vielzahl von Anwendungen geeignet machte. Sie waren energieeffizient, konnten mit Batterien oder Netzstrom betrieben werden und ihre Lichtintensität war regulierbar. Diese Eigenschaften machten die Paneele besonders vielseitig, robust und anpassungsfähig an die unterschiedlichsten Umgebungen und Anforderungen. Zum Einsatz kam Elux Panerai unter anderem bei der italienischen Marine. Die Paneele wurden speziell dafür entwickelt, die Leuchtkraft nautischer Instrumente zu erhöhen. Zum Einsatz kamen sie insbesondere in kritischen Bereichen wie Kommandozentralen und schiffsinternen Signaltafeln. Als zuverlässige und effiziente Lichtquelle ermöglichten sie das problemlose Ablesen von Instrumentenanzeigen unter verschiedensten Bedingungen, auch bei Verdunklung. Eine besondere Entwicklung war ihr Einsatz für selbstleuchtende Wege und Beschilderungen für Hubschrauberlandungen an Deck von Militärschiffen der italienischen Marine bei Nacht oder schlechten Sichtverhältnissen.

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Eine Art Magnetschalter steuert den Stromfluss zu den sechs Segmenten.

Mini-Lichtmaschine

Die kinetische Antriebskraft für den Mikro-Generator kommt aus einem Paket von vier konventionellen, parallel geschalteten Federhäusern, wie sie in verschiedenen Panerai-Manufakturwerken zum Einsatz kommen. Bei der Elux LAB-ID sitzen sie auf einer separaten Platine, die an das Basisuhrwerk angedockt ist, das seinerseits über zwei Federhäuser verfügt und eine Gangreserve von drei Tagen aufweist.

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Das Generatorpaket aus sechs Spulen ist nur 2,3 mm hoch.

Aufgezogen werden alle sechs Federhäuser gleichzeitig durch den wahrscheinlich schwersten Automatikrotor der Geschichte: Dreimal so schwer wie die herkömmliche Schwungmasse des zugrunde liegenden Basiskalibers P.9010 wiegt der Rotor, was eine aufwendige Neukonstruktion und Verstärkung der Lagerung erforderte – schließlich müssen sämtliche Panerai-Uhren die grausamen Stoß-, Schlag- und Vibrationstests durchlaufen. So auch das Kaliber P.9010/EL, das durch das angeflanschte Generatormodul eine Bauhöhe von 10,8 mm hat.

Titan-Plasma-Keramik

Entsprechend groß ist die gesamte Uhr: Mit 49 mm Durchmesser nähert sich die Submersible Elux LAB-ID der Tragbarkeitsgrenze. Edelstahl schied als Gehäusematerial von vornherein aus, und so besannen sich die Metallurgen im Laboratorio di Idee auf frühere Serien- und Konzeptuhren aus Kompositmaterialien, die neben ihrer hohen mechanischen Festigkeit auch mit niedrigem Gewicht punkteten. Für die Elux-Uhr rührten die Laboranten eine besondere Titanlegierung mit zahlreichen Beimischungen an, die bei der «Behandlung» im Elektrolytbad bei starken elektrischen Strömen und Temperaturen über 10.000 Grad Celsius an der Oberfläche keramisiert. Das Gehäuse aus Ti-Ceramitech ist 44 Prozent leichter als eines aus Stahl und überdies zehnmal bruchfester als herkömmliche Keramik. Der blaue Farbton ist ebenso ein Produkt der besonderen Materialmischung wie die samtig-raue Oberfläche.

Laboratorio di Idee

Auch wenn Panerai seit den 1960er Jahren Erfahrung mit Elektrolumineszenz gesammelt hat (siehe Kasten), betraten die Uhrmacher bei der Entwicklung der Submersible Elux vor neun Jahren absolutes Neuland. Man darf die Mannschaft von Panerai-R&D-Chef Anthony Serpry durchaus noch als «Uhrmacher» bezeichnen, denn ihre Kunst bestand letztlich darin, die aus verschiedenen Branchen der Halbleiter- und Medizintechnik bekannten Technologien auf den Einsatzzweck im Zifferblatt einer Armbanduhr umzumünzen.

Da sind zum Beispiel 160 Mikro-LEDs, mit denen Zifferblatt (90 LEDs), Lünette (60 LEDs) und Zeiger (10 LEDs) illuminiert werden. Durch ihre amorphe Struktur erzeugen sie ein gleichmäßiges Licht an einer relativ großen Oberfläche und ließen sich somit gut an die Konturen der Stundenmarker anpassen. Stunden- und Minutenzeiger werden indes von zwei einzelnen Leuchtquellen nahe der Zeigerachsen quasi von der Seite ausgeleuchtet, wobei die kniffligste Aufgabe darin bestand, den Strom bis zu diesen beiden Leuchtquellen zu leiten. Die Zeiger drehen sich ja permanent, sodass die Übertragung über Schleifkontakte erfolgen muss. Diese dürfen jedoch nur einen minimalen Reibungswiderstand bieten, sonst bleibt das Uhrwerk stehen! Nach unzähligen Versuchen mit Bürsten, Kohlen und Drahtschleifen kamen die Entwickler schließlich auf haarfeine Schleifer mit gespaltenen Spitzen, die in LIGA-Abformtechnik hergestellt werden. Dafür meldete Panerai eines von vier Patenten an.

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Die Zeiger werden über Kontaktschleifer mit Strom versorgt und vom Zentrum her seitlich beleuchtet.

Strom im Wasser?

Ein weiteres Patent wurde für die Konstruktion der Drehlünette beantragt, die über einen leuchtenden Indexpunkt verfügt. Weil die Lünette mit Muskelkraft bewegt wird, scheint die Übertragung des Stroms zu diesem Punkt zumindest keine Reibungsprobleme zu verursachen, wie dies bei den Zeigern der Fall ist. Dagegen ist eine Taucher-Drehlünette von allen Seiten vom Wasser umspült, was eine Stromübertragung eigentlich unmöglich macht. Die insgesamt 60 LEDs in der Ringnut unter der Lünette sind durch zwei getrennte, mit Schutzlack isolierte Leitungen miteinander verbunden, die über zwei in Glasröhren isolierte Steigleitungen aus dem Gehäuse heraus mit Strom versorgt werden.

Diese Leitungen fallen auch in Wirklichkeit so delikat aus, wie sich diese Beschreibung liest, und es kommt noch besser: Um Strom zu sparen, leuchten niemals alle 60 LEDs gleichzeitig – es soll schließlich nur der Indexpunkt illuminiert werden. Deshalb sind jeweils sechs LEDs zusammengeschaltet und werden über Mini-Magnetschalter aktiviert, sobald der Indexpunkt in ihr Segment kommt. Nach dem Weiterdrehen verlöscht das Licht wieder, wie nach dem Schließen der Kühlschranktür.

Der große Vorteil der mechanisch erzeugten Elektrizität gegenüber einer Batterie ist indes die ständige Aufladung des Energiespeichers beim Tragen und Bewegen der Uhr.

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Der Drückerschutz bei der «8» wird zur Seite geschwenkt, um Elux zu aktivieren.

Light on demand

Das vierte Patent – nach dem ebenfalls geschützten Gehäusematerial Ti-Ceramitech – betrifft den durch einen Klappmechanismus gesicherten Drücker zum Aktivieren bzw. Deaktivieren der Festbeleuchtung. Die Schutzklappe an der linken Gehäuseflanke ist nicht nur eine freundliche Verneigung vor dem historischen Kronenschutzbügel auf der rechten Gehäuseseite, sondern arretiert durch ihre besondere Form den Kragen des Drückers absolut sicher in beide Richtungen.

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Der markante Kronenschutz mit Anpressbügel ist natürlich ein Muss!

Und nun endlich zum eigentlichen Sinn und Zweck der uhrmacherischen und elektrotechnischen Tour de Force, die in einem Verkaufspreis von über 100.000 Euro resultiert: Es werde Licht!

Durch kurzes Betätigen des Drückers wird die in den vier Federhäusern des Elux-Moduls gespeicherte Energie freigegeben, die den Mikro-Generator in Gang setzt. Bis zu 30 Minuten lang leuchten Stundenmarker, Zeiger und Lünettenindex sowie der Balken der waagerechten Gangreserveanzeige, die in diesem Falle nicht die verbleibende Gangdauer des Uhrwerks, sondern den Vorrat an kinetischer Energie zur Stromerzeugung anzeigt. Durch Betätigen des Drückers kann das Licht jederzeit ausgeknipst werden, bspw. um Strom zu sparen.

Die Reaktion der Panerai-Sammler auf die Submersible Elux LAB-ID war so stürmisch, dass nicht nur die für dieses Jahr geplanten 50 Exemplare bereits vergriffen sind, sondern bereits Wartelisten für die zwei kommenden Chargen angelegt werden. Es ist die außerordentliche Komplexität, welche die Produktion auf homöopathische 150 Exemplare limitiert, nicht der Preis von 108.000 Euro.

Das Gute an dieser Nachricht ist, dass es offenbar genügend Uhrenliebhaber gibt, die den Unterschied der Submersible Elux zu einer Casio G-Shock erkennen, deren Zifferblatt ja schließlich auch auf Knopfdruck aufleuchtet …

Text: Peter Braun

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