Die Uhr des Jahres 2024Wirbelwind on/off
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Uhrentrends – das war auch schon ein Thema in den 1950er Jahren. Sie hatten mit dem Lebensstil der Fifties zu tun, dem technischen Fortschritt, dem Forscherdrang in den Meeren und dem neuen Freizeitverhalten. Damals begann eine rasante Entwicklung des Tauchsports, unter anderem angeregt von Jacques-Yves Cousteau und der Entwicklung des Gerätetauchens. Nachdem in den USA die ersten zivilen Tauchbasen eröffnet hatten, wurden auch schnell wachsende Tauchsportverbände gegründet. Zum Beispiel hatte der 1953 etablierte British Sub Aqua Club 1955 bereits 1100 Mitglieder. Weltweit also jede Menge potenzielle Kunden.
Taucheruhren wurden zum Trend, und auch Breitling machte sich daran, eine Taucheruhr zu entwickeln – die Superocean. 1957 stellte die Uhrenmarke, die bis dato eher für Fliegeruhren bekannt war, die Referenz 1004 vor, eine Dreizeigeruhr mit dem Automatikwerk B 125 (Basis ETA2365), sowie die Referenz 807, einen Taucher-Chronographen mit dem Venus Kaliber 150 mit der Inschrift «Superocean».
Gemeinsam war beiden Modellen der Breitling Superocean nicht nur die Wasserdichtheit von 200 Metern, sondern auch die stilvolle Ausstrahlung. Diese zeigte das Ansinnen von Breitling, Eleganz und Leistung zu verbinden. Optische Kennzeichen der beiden Uhren waren ein Zifferblatt mit deutlich betonten Stundenmarkern in Kreis- und Rechteckform sowie eine konkav geformte Drehlünette. Das relativ schlanke Gehäuseprofil und die länglichen Bandanstöße trugen zum eleganten Gesamteindruck bei.
Diese Eleganz ist es, die den Experten und Sammler Fred Mandelbaum von der Breitling Superocean aus den 1950er Jahren schwärmen lässt: «Ich finde beide Modelle großartig und könnte mich nicht für einen Favoriten entscheiden. Während die eine eher elegant ist, ist der Chronograph eher ein funktionales Werkzeug. Design und Funktionen sind einzigartig.» Für Mandelbaum unterscheiden sich die Modelle somit von anderen Taucheruhren jener Zeit, die eher die «brutale Ausstrahlung von Werkzeuguhren hatten», so der Sammler.
Ein weiteres Detail des Chronographen: Waren damals noch einfarbige Zifferblätter der Standard, hatte man bei Breitling erstmals die Idee, die Totalisatoren farblich abzuheben. Man entschied sich für Weiß vor Schwarz – ein Look, den man heute als «Reverse Panda» bezeichnet und der wenige Jahre später zum Trend bei Chronographen wurde.
Diese Originalität und Alleinstellungsmerkmale machen die frühe Superocean für Fred Mandelbaum attraktiv. Die Suche währte allerdings fast 15 Jahre, bis der Experte die Modelle finden und in seine Breitling-Sammlung integrieren konnte. Denn insgesamt wurden in den 1950er Jahren von den Ursprungsmodellen der Superocean nur knapp an die hundert Stück gefertigt – genaue Zahlen nennt Breitling nicht. Damals hatte es die Marke wohl nicht gewagt, für die Premiere eigener Taucheruhren große Stückzahlen zu fertigen. Aufgrund der recht geringen Auflage sind sowohl die Referenz 807 als auch die 1004 recht selten. Nur etwa alle zwei Jahre kommt eine gut erhaltene Referenz 1004 auf den Markt; der Chronograph 807 ist noch seltener.
Dennoch lebt die Superocean fort und kehrte in zahlreichen neuen Varianten wieder. Schon 1964 gab es eine neue Auflage, die optisch mit den Vorgängern nichts zu tun hatte, da sie massiv und groß war. Heute ist die Superocean ein fester Bestandteil der Kollektion – zuletzt mit Neuheiten 2022 in einem von den Sechzigern inspirierten Design in vier verschiedenen Gehäusegrößen und mit frischen Farben.
Text: Iris Wimmer-Olbort