Leica ZM 1 und ZM 2

Uhren im Fokus

Oktober 2023. Die Ernst Leitz Werkstätten stehen für eine neue Produktlinie im Portfolio der Leica Camera AG: Mechanische Armbanduhren mit interessanten Manufakturwerken.
Leica ZM11

Die Herstellung von Fotokameras galt neben der feinen Uhrmacherei schon immer als Königsdisziplin der Präzisionsfertigung. Der Entschluss der Leica Camera AG, eine eigene Armbanduhren-Kollektion zu entwickeln, war vor diesem Hintergrund naheliegend. Ungewöhnlich erscheint lediglich, dass sich Leica mit dieser Entscheidung 150 Jahre Zeit gelassen hat.

UHREN AUS WETZLAR

Mitten in die Corona-Krise hinein lancierte Leica vor zwei Jahren die ersten beiden von Grund auf neu konzipierten und konstruierten Armbanduhren mit einem roten Punkt als Markenzeichen, dezent versteckt in der Aufzugskrone der «Zeitmesser» ZM 1 und ZM 2, und damit sind wir schon mitten im Thema.

Beide Modelle – ZM 1 mit Datum und Gangreserveanzeige, ZM 2 zusätzlich mit zweiter Zeitzone – verfügen über eine patentierte Drückerkrone im Stil eines Kameraauslösers, welche die Nullstellung des kleinen Sekundenzeigers bewirkt. Einmal gedrückt, lässt sich das vom Uhrwerk entkoppelte Zeigerwerk zur Synchronisierung mit einem Zeitzeichen einstellen. Beim nochmaligen Betätigen der Krone rückt das Zeigerwerk wieder ein. Ein kleines rundes PORTRAIT Fenster zeigt mit einem roten bzw. weißen Punkt an, ob sich die Krone im Aufzugs- oder Zeigerstellmodus befindet.

Leica ZM 2
Drei Bedienelemente bei der Leica ZM 2: neben der «2» die Datums-Schnellschaltung, in der Krone mit dem roten Punkt der Umschalter zwischen Aufzug und Zeigerstellung und bei der «4» die Krone für die zweite Zeitzone

Das weiße Feld der Gangreserveanzeige zwischen der «8» und der «9» öffnet und schließt sich symmetrisch, wie man das von alten Belichtungsmessern her kennt. Das Modell ZM 2 verfügt über ein weiteres Farbfeld-Fensterchen zur Tag-/Nachtindikation. Diese bezieht sich auf die mit einer zweiten Krone bei der «4» einstellbare zweite Zonenzeit, die auf einem simplen 12-Stunden-Skalenring am Zifferblattrand abzulesen ist. Der Drücker bei der «2» bedient bei beiden Modellen die Datums-Schnellschaltung – für diese Funktion war wegen der Doppelbelegung der Aufzugskrone kein Platz mehr in der Winkelhebelfeder der Krone.

KNOW-HOW AUS DEM SCHWARZWALD

Hinter dem Leica-Uhren-Projekt steht die Schwarzwälder Firma Lehmann Präzision, die sowohl das Uhrwerk mit entwickelt hat als auch die Herstellung der Komponenten übernimmt. Das Handaufzugswerk hat einen verhältnismäßig großen Durchmesser und ist mit 26 Steinen bestückt. Bei einer Schwingfrequenz von 28.800 A/h bietet es gut 60 Stunden Gangreserve. Das Finish der Brücken und Kloben folgt einer eigenen Ästhetik mit mattierten Flächen und reliefartig erhabenen Kanten, die eine Brücke zwischen der funktionalen Kameramechanik und der immer auch auf eine schöne Optik ausgerichteten Uhrwerktechnik schlagen soll.

leica
Das Werkfinish bricht mit uhrmacherischen Gewohnheiten und bringt hochwertige Feinwerktechnik ins Spiel.

Ernst Leitz Werkstätten

Seit einem Jahr unterhält Leica am Firmenstandort Wetzlar eine veritable Uhrmacherwerkstatt, wo die «Zeitmesser» für den Versand fertig gemacht und eventuelle Garantieleistungen abgewickelt werden. Sieben Mitarbeiter, davon zwei Uhrmacher, repräsentieren in der Leica-Welt den Uhren-Kosmos der Marke mit dem roten Punkt. Hier haben auch Daniel Blunschi und Marcus Eilinger ihren Arbeitsplatz, zwei Schweizer Uhren-Spezialisten mit langjähriger Erfahrung, welche die Leica-Uhrenkollektion in ihre nächste Phase begleiten werden.

Daniel Blunschi ist CEO der Ernst Leitz Werkstätten und begann seine Karriere einst bei der Swatch Group. Zwischendurch, in den späten 1990er Jahren, lancierte er die innovative Uhrenmarke Gevril und deponierte zahlreiche Patente. Anfang des neuen Jahrtausends ging er zurück zur Swatch Group und arbeitete für Tissot, Certina und Mido, bevor er sich zehn Jahre in Hongkong um diese Marken kümmerte.

Marcus Eilinger ist Creative Director der Ernst Leitz Werkstätten und hat als Industriedesigner in der Schweizer Branche Karriere gemacht. Bei der IWC arbeitete er in den 1990ern eng mit Günter Blümlein zusammen, entwickelte u. a. die neue Portugieser und die Große Fliegeruhr. Nach der Übernahme der Marke durch die Richemont-Gruppe zog er es vor, sich selbstständig zu machen, und arbeitete als Externer für Montblanc und Minerva. Jean-Frédéric Dufour holte Eilinger erst zu Chopard Manufacture und dann zu Zenith, und nach seiner Berufung zu Rolex brachte er ihn mit der Marke Tudor in Kontakt. Dazwischen arbeitete der Freelancer u. a. auch für Glashütte Original und entwickelte für Markus Lehmann den Look seiner eigenen Uhrenmarke.

Lehmann war es auch, der Eilinger in das Projekt Leica-Uhren einführte. Die Nähe zur Produktionsfirma Lehmann Präzision GmbH sollte sich rasch als Riesenvorteil erweisen. Die Uhren von Leica – zumindest die beiden Spitzenmodelle ZM 1 und ZM 2 sowie ihre Derivate – werden nämlich komplett in Hardt produziert, einem kleinen Schwarzwaldweiler in der Nähe von Schramberg auf der Grenze zwischen Baden und Württemberg. Dort hat Markus Lehmann in seiner großen Werkzeugmaschinenfabrik eine Abteilung für die Produktion von Uhrenbestandteilen errichtet. Der Großteil der Uhrwerkkomponenten, sämtliche Gehäuse, Zifferblätter, Indexe und Zeiger werden hier auf selbst entwickelten und gebauten Werkzeugmaschinen gefertigt und zusammengefügt – eine komplett vertikalisierte Uhrenmanufaktur im Penthouse auf dem Dach von Lehmann Präzision GmbH.

leica
Franz-Christoph Heel, Marcus Eilinger, Dr. Andreas Kaufmann, Peter Braun und Daniel Blunschi (v.l.n.r.).
Leica ZM 1

Das Erscheinungsbild der Uhren wurde von Professor Achim Heine entworfen, der über lange Jahre zahlreiche Leica-Produkte gestaltet hat und so über ein umfangreiches Hintergrundwissen im Hinblick auf die Design-Grundsätze des Unternehmens verfügt. Viele unverkennbare Merkmale finden sich deshalb auch in den filigranen Details und Appliken der Uhren wieder, unter anderem in der Feinheit der Zeiger und Indexe, der Form des aufwendig gefertigten Edelstahlgehäuses und den besonderen Riffelungen an den Kronen oder dem bombierten Frontglas, das an die Frontlinse eines Objektivs erinnert.

EDITION MONOCHROM

Inspiriert von der Kamera-Edition M11 Monochrom, verneigt sich auch die neue komplett schwarze Armbanduhr vor den Prinzipien der Schwarz-Weiß-Fotografie: Kontrast und Licht. Durch verschiedene Oberflächenstrukturen mit Schliffen und Polituren erscheint die PVD-Beschichtung nämlich je nach Lichteinfall nicht so einfarbig, wie die Modellbezeichnung «Monochrom» es suggeriert. Die Farbunterschiede sind fein, nuancenhaft, nur der rote Leica-Punkt in der Aufzugskrone sticht wirklich hervor. Auch die facettierten Stundenmarker auf dem Zifferblatt und die aus dem Vollen gefrästen Zeiger sind per Definition schwarz, und dennoch bereitet das Ablesen der Zeit keine Mühe.

Beide «Zeitmesser»-Modelle sind in einer Monochrom-Edition erhältlich und kosten mit 11.550 Euro (ZM 1) bzw. 15.450 Euro (ZM 2) jeweils gut 1500 Euro mehr als die Standardmodelle (9950 bzw. 13.950 Euro).

Text: Peter Braun

Bilder: Michael Agel, Martin Häussermann


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