Lang & Heyne AntonManufaktur Edition
Nur fünf Exemplare des neuen Modells Anton mit Fliegendem Tourbillon werden produziert. Die Rechteckuhr ist längst zum Markenzeichen für Lang & Heyne geworden.
Auf der Schweizer Mustermesse Basel schaute man 1972 am Stand von Audemars Piguet ganz genau hin. Da wurde doch tatsächlich eine Uhr gezeigt, die aus Edelstahl gefertigt war, sich aber so exklusiv gab, als wäre sie aus purem Edelmetall.
«Damals war man im Luxussektor so auf Gold fixiert, dass nicht wenige Leute dachten, Audemars Piguet sei verrückt geworden», erzählte Georges-Henri Meylan gegen Ende der 1990er Jahre, als er Generaldirektor der Manufaktur war.
Nicht nur der Preis von damals immerhin 3750 Mark war ungewöhnlich. Auch das ungewohnt wuchtige Gehäuse mit einem Durchmesser von damals überaus stattlichen 39 Millimetern sowie die achteckige, sichtbar verschraubte Lünette verblüfften die konservative Uhrenwelt.
Dabei war der Wunsch nach einer Sportuhr aus Edelstahl direkt von Vertriebspartnern an Audemars Piguet herangetragen worden. Georges Golay, damals Audemars-Piguet-Chef, beauftragte daraufhin den Designer Gérald Genta mit dem Entwurf eines innovativen Modells. Dass sich Genta dabei von der Optik eines historischen Taucherhelms inspirieren ließ, gehört zur Legendenbildung rund um die Royal Oak. Tatsächlich erinnert die verschraubte Lünette an das Sichtfenster eines alten Taucherhelms ebenso wie an das Bullauge eines Schiffs.
Das passt perfekt zum Namen der Uhr, der sich auf ein Kriegsschiff der britischen Marine bezieht: Der Name «Royal Oak» erinnert an eine hohle Eiche, in der sich ein späterer englischer König in der Mitte des 17. Jahrhunderts auf der Flucht versteckt haben soll.
Doch zurück zur Uhr. So ungewöhnlich ihre Optik, so herausfordernd war auch die Umsetzung: Das mit zahlreichen Kanten gestaltete Gehäuse aus Edelstahl – «handveredelt und rostfrei», wie Audemars Piguet heute schreibt – war aufwendiger zu fertigen als bei einer Golduhr. Um sich die ersten Herstellungsschritte zu erleichtern, wurde der Prototyp der Einfachheit halber aus Weißgold gefertigt, das leichter bearbeitet und poliert werden kann.
Acht Schrauben auf der Lünette, akkurat rund um das Zifferblatt ausgerichtet, halten Glasrand und Boden samt Dichtungen am Gehäuse. Auch das Gliederarmband aus 154 Einzelteilen stellte sich als Herausforderung dar: Ins Gehäuse integriert, muss es aus schmaler werdenden Gliedern von Hand zusammengesetzt werden. Zu Anfang wurde es von der Firma Guy Frères gefertigt, während Favre & Perret am Gehäuse arbeitete.
Eine weitere Besonderheit: Das Zifferblatt trug das unverkennbare «Tapisserie»-Muster – auch Clous de Paris oder Hufnagel-Muster genannt, das einen charakteristischen Karo-Look hat. Das Muster in der Ausführung «Petite Tapisserie» wurde damals vom renommierten Zifferblatthersteller Stern Frères gefertigt. Heute entsteht es in verschiedenen Ausführungen unter anderem als «Grande Tapisserie»-Motiv direkt bei Audemars Piguet auf einer ganzen Reihe historischer Guillochiermaschinen, die wieder aufgearbeitet oder sogar nachgebaut wurden.
Unter dem Zifferblatt des Premierenmodells setzte Audemars Piguet auf extraflache Automatik: Das Kaliber 2121 galt mit 3,05 Millimetern Höhe damals als eines der flachsten Automatikwerke mit Zentralrotor und Datumsanzeige. Es stammte von Jaeger-LeCoultre und trug dort die Kalibernummer 920.
Als Gesamtkunstwerk machte die Uhr zu ihrer Premiere Furore: Auf der Basler Messe wurde die stählerne Neuvorstellung kontrovers diskutiert. Doch laut Audemars Piguet wurden schon 1972, also im ersten Jahr, 490 Exemplare verkauft, was das Unternehmen nach eigenen Angaben als «Rekord» in den Annalen festhielt. Insgesamt wurden vom Premierenmodell schlussendlich 1000 Exemplare produziert.
Zum Dauerbrenner aber wurde die Royal Oak durch die weitere Modellpolitik des Hauses, denn im Laufe von 50 Jahren gab es über 500 verschiedene Royal-Oak-Modelle in verschiedenen Größen, Materialien und Stilen sowie mit unterschiedlichsten Uhrwerken und Komplikationen.
Schon gegen Ende der 1990er Jahre sprach der damalige Direktor Georges-Henri Meylan davon, dass man mit der Royal Oak zwei Gruppen anspreche: den anspruchsvollen Käufer, der das Design eines großen Klassikers schätze, und mit der Modellvariante Offshore jene Männer und Frauen, «die etwas mehr die Show lieben».
Dass im Laufe dieser Geschichte zahlreiche Highlights entstanden, versteht sich von selbst. Zum Begleiter Prominenter von Arnold Schwarzenegger bis Justin Bieber und Serena Williams wurde die Uhrenlegende dabei wie von allein.
Auch Trends lassen sich in der Geschichte der Royal Oak ablesen: In den 1980er Jahren waren die meisten Royal-Oak-Modelle nur 35 Millimeter groß, in den 1990er Jahren lag das beliebteste Maß bei 36 Millimetern und 2005 schließlich bei 39 Millimetern.
Die Begeisterung für neue Materialien machte die Royal Oak ebenfalls mit: Als Werkstoffe wurden im Laufe der Jahrzehnte Karbonfaser, Titan, Keramik und eloxiertes Aluminium ebenso eingesetzt wie Kautschuk unter anderem zur Ummantelung von Drückern oder Kronen.
So wurde die Uhr immer wieder zu einem Spiegel ihrer Zeit. Und heute? Heute beschert die Beliebtheit der Royal Oak der Manufaktur glanzvolle Zahlen.
Im Preissegment von Uhren ab 20.000 Euro gilt sie neben Patek Philippe als Marktführer. Und das, obwohl man immer wieder die Gefahr der Konzentration auf ein einziges Erfolgsmodell beschwört und die Marke daher regelmäßig versucht, andere Kollektionen daneben zu positionieren.
Zum 50-Jährigen steht dennoch wieder die Royal Oak im Mittelpunkt. Die Legende lebt.
Text: Iris Wimmer-Olbort
Audemars Piguet Royal Oak Offshore