IWC Portugieser Eternal Calendar

Ewig und drei Tage

April 2024. Auf dem Zifferblatt des neuen Säkularen Kalenders mag die Uhrzeit fast eine untergeordnete Rolle spielen, doch das Renommierstück der IWC ist im Kleinen genauso akkurat wie im ganz Großen.
IWC Eternal Calendar

2024 hat das Thema Schaltjahr wieder zum aktuellen Gesprächsthema gemacht, und genau am diesjährigen Schalttag – dem 29. Februar – präsentierte IWC Schaffhausen das Update zum Ewigen Kalender, mit dem Konstrukteur Kurt Klaus 1985 die International Watch Co. in die Neuzeit katapultiert hatte.

Kalender als Abbild des Kosmos

Der «ewige» Kalender kennt nicht nur die unterschiedlichen Monatslängen, sondern schaltet auch alle vier Jahre einen zusätzlichen Tag, um die ungerade Anzahl Tage einer Sonnenumrundung (vulgo: 1 Erdenjahr) auszugleichen. Zumindest näherungsweise, denn ab und zu muss man auch einmal auf den Schalttag verzichten. Nur Schaltjahrhunderte, die durch 400 teilbar sind – also 2000 oder 2400 –, sind nämlich Schaltjahre. In allen anderen Schaltjahrhunderten – bspw. 2100, 2200 oder 2300 – entfällt der 29. Februar.

Die meisten von uns werden die nächste Schaltjahrespause im Jahr 2100 nicht erleben, geschweige denn 2200 oder 2300. Aber die Faszination des «ewigen» Kalenders liegt nicht in der Praktikabilität oder einer gesellschaftlichen Notwendigkeit, sondern in der konstruktiven und handwerklichen Umsetzung einer mechanischen Untersetzung, die auf winzigstem Raum eine Demultiplikation von 1:210.240.000 erzielt. Das heißt, es gibt im Uhrwerk des neuen Portugieser Eternal Calendar einen zahnradgesteuerten Schaltvorgang, der erst nach über 210 Millionen Umdrehungen des Minutenrades erfolgt!

Damit wird in der mechanischen Programmierung der Abfolge von Tagen, Wochentagen, Monaten, Jahren und Schaltjahren ein «Webfehler» des Universums kaschiert, um unseren Kalender turnusmäßig mit dem Lauf der Gestirne zu synchronisieren.

Auf Perpetual folgt Eternal

Die große uhrmacherische Leistung in der Entwicklung des neuen IWC Manufakturkalibers 52640 besteht darin, eine zusätzliche Untersetzung um das Hundertfache in den bereits existierenden Vier-Jahres-Mechanismus zu integrieren. Diese Aufgabe wurde mit nur zwei zusätzlichen Rädern mit Malteserkreuz-Verzahnung gelöst, die im Umfang des Vierjahresrads Platz fanden. Dort überspringt nun ein kleiner Schaltfinger dreimal in 400 Jahren den Befehl zum Einschieben des Schalttages – und einmal gibt er ihn doch!

IWC Eternal Calendar

Wem dieser schier unendlich lange Zeitraum schon Kopfschmerzen bereitet, der braucht angesichts der Programmgenauigkeit der Mondphase im neuen Portugieser Eternal Calendar dringend ein Aspirin. Beim ersten Da Vinci Ewiger Kalender von 1985 ging die Mondphasenanzeige nach 122 Jahren um einen einzigen Tag falsch, was man bei der kleinen Darstellung der Mondphase noch nicht einmal erkennen konnte. Der Portugieser Perpetual Calendar verbesserte mit seiner doppelten Mondphase (für Nord- und Südhalbkugel) diese Genauigkeit 2003 auf stolze 577,5 Jahre, doch der Sprung von «Perpetual» auf «Eternal» verschlägt einem glatt den Atem: Der aus drei verschieden großen Getriebestufen (Trieben) mit Zähnezahlen zwischen 30 und 90 zusammengesetzte Mondphasenantrieb läuft mit einer Genauigkeit von 45 Millionen Jahren!

An die Grenzen der Wissenschaft

Ein rein theoretischer Wert, wie Projektleiter Lorenz Brunner einräumt – nicht nur, weil die Uhr kaum so lange ohne Reparatur laufen wird. Schon in 10.000 Jahren werden sich wichtige Parameter wie zum Beispiel der Abstand von der Erde zum Mond verändert haben (nimmt pro Jahr um 4 Zentimeter zu), was Einfluss auf die tatsächliche Länge der Mondphase hat. Da die Progression dieser Entwicklung noch nicht exakt vorherberechnet werden kann, stößt die Mondphase im Portugieser Eternal Calendar tatsächlich an die Grenzen des Universums.

Der säkulare Kalender der Uhr kalkuliert akkurat Schaltjahre und Schaltjahrhundertpausen lediglich bis ins Jahr 3999. Aber nur, weil die Wissenschaft noch nicht offiziell entschieden hat, ob das Jahr 4000 ein Schaltjahr sein wird oder nicht.

Was heißt hier «säkular»?

Schon die alten Ägypter hatten bemerkt, dass bei sturem Zählen bis 365 der Jahreswechsel immer weiter in den Frühling hineinrückte, und regelmäßig alle vier Jahre einen zusätzlichen Tag eingefügt. Julius Caesar übernahm die Regelung 45 n. Chr., doch erst Papst Gregor machte 1582 Nägel mit Köpfen. Weil trotz Schaltjahren noch immer ein Restfehler blieb, strich er kurzerhand zehn Tage aus dem Kalender, um den Frühlingsbeginn wieder mit dem Sonnenstand zu synchronisieren. Um den kleinen Restfehler vollends auszugleichen, errechneten seine Astronomen, dass man – statt immer wieder Tage zu streichen – ab und zu auf ein Schaltjahr verzichten kann. Und obwohl eigentlich jedes volle Jahrhundert ein Schaltjahr sein müsste, wird seither doch nur alle 400 Jahre ein Tag eingefügt, also lediglich bei Jahrhundertzahlen, die durch 400 teilbar sind. Deshalb durften die Jahre 1600 und 2000 ein Schaltjahr sein, 2100, 2200 und 2300 jedoch nicht. Im Gegensatz zum «ewigen» Kalender berücksichtigt ein «säkularer» Kalender diese Jahrhundertregel.

Runderneuert und farblich aufgefrischt

Die Modellreihe Portugieser steht 2024 im Fokus der IWC-Neuheiten, und so profitieren alle etablierten Modelle dieser Kollektion von einem feinfühligen Facelift, der auch drei neue Zifferblattfarben in aufwendigem Seidenglanz-Finish umfasst. Neben dem traditionellen Argenté (silberfarben) stehen nun Horizon (azurblau), Obsidian (tiefschwarz) und Dune (helles, sandfarbenes Gold) für alle Modelle der Portugieser-Familie zur Verfügung.

Die Portugieser Automatic – sowohl die 42-mm-Variante mit Siebentagewerk (Kaliber 52011) als auch die kleinere 40-mm-Ausführung (Kaliber 82200) – erhält ein komplett neues, flacheres Gehäuse mit hoch gewölbtem Boxglas. Ebenfalls in den Genuss der Modellpflege kommen der Portugieser Chronograph sowie das Handaufzugs-Tourbillon mit der durch die komplette Uhrwerkebene geführten vollplastischen Tag-/Nacht-Kugelanzeige.

Text: Peter Braun

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