Lang & Heyne AntonManufaktur Edition
Nur fünf Exemplare des neuen Modells Anton mit Fliegendem Tourbillon werden produziert. Die Rechteckuhr ist längst zum Markenzeichen für Lang & Heyne geworden.
Herr Terreni, wie waren Ihre ersten Tage in der neuen Position?
Aufregend und ereignisreich! Ich kenne die Marke schon lange und habe natürlich meine ganz persönliche Haltung zu Parmigiani Fleurier. Jetzt die Marke von innen heraus kennenzulernen, ist eine sehr spannende Erfahrung. Parmigiani steht für Uhrmacherei auf allerhöchstem Niveau, aber auch für künstlerische Inspiration, und die Situation, dass der Firmengründer selbst aktiv am Geschehen teilnimmt, ist für mich ein absolutes Novum.
Haben Sie Michel Parmigiani schon kennengelernt?
Wir stehen in engem Kontakt und Austausch. Die Begegnungen mit Michel Parmigiani sind für mich stets eine Bereicherung und zählen zu den Highlights meiner Karriere. Seine Position in der Firma ist außergewöhnlich und hat großen Einfluss auf das Betriebsklima hier. Jeder kennt ihn und fühlt sich ihm geradezu familiär verbunden. Ich meine, Parmigiani ist eine Nischenmarke: klein, aber fein. Das gefällt mir sehr gut, auch wenn es neu für mich ist.
Wir hatten Ihren Wechsel zu Parmigiani mit den Worten kommentiert, die Manufaktur warte darauf, von Ihnen wachgeküsst zu werden …
Ich bedanke mich herzlich für die Vorschusslorbeeren, aber ich will festhalten, dass Parmigiani Fleurier als Manufaktur sehr gut aufgestellt ist. Das uhrmacherische Niveau ist extrem hoch, von der kunsthandwerklichen Expertise ganz zu schweigen! Ich habe am 27. Januar 2021 meine neue Position angetreten und stoße überall auf positives Entgegenkommen. Wenn es mir gelingt, meine Vorstellungen klar zu artikulieren, werde ich auf eine große Unterstützung zählen können. Es ist genau dieser familiäre Aspekt, der mich zum Wechseln animiert hat – große Unternehmensstrukturen kenne ich bereits aus meinem früheren Berufsleben und ich will diese Erfahrungen nicht missen. Aber bei Parmigiani steckt einfach mehr drin.
Wie sind denn Ihre Vorstellungen von der Entwicklung der Marke?
Auch wenn der Vergleich ein bisschen strapaziert klingt: Ich sehe mich als Dirigent eines großen Orchesters. Unser Orchester mag vielleicht mehr hervorragende Solisten als andere Ensembles haben, doch am Ende ist es das Zusammenspiel, das die Qualität der Musik ausmacht – zumindest in der Klassik. Bei Jazz ist das wohl etwas anders.
In meinen ersten beiden Tagen in Fleurier habe ich versucht, jede Mitarbeiterin und jeden Mitarbeiter persönlich zu treffen und anzusprechen. Daran ist man in Uhrmacher- und Orchesterkreisen vielleicht nicht gewöhnt, aber ich will nicht vom Podest herab mit dem langen Taktstock dirigieren, um bei diesem Bild zu bleiben. Unter Umständen kommen in Zukunft doch ein paar Einflüsse aus dem Jazz hinzu.
Wie wirkt sich das auf die Exklusivität der Marke Parmigiani aus?
Bereichernd, würde ich sagen. Uhren von Parmigiani zeichnen sich durch ihre diskrete, unaufdringliche Haltung aus. Sie müssen ihre technische Exzellenz nicht zur Schau stellen; unser Kundenkreis weiß sehr genau Bescheid und kennt sich gut aus. Wenn sich zwei Parmigiani-Träger treffen, dann beginnt ihre Unterhaltung bereits auf einem höheren Level als bei anderen Uhrenfreunden, denn hier unterhalten sich zwei Eingeweihte. Diese Diskretion kommt nicht von ungefähr: Michel Parmigiani hat sich einst als Restaurator komplizierter historischer Uhren einen Namen gemacht. Er hat also nicht nur von den Besten ihrer Zeit gelernt, sondern sich als Person bei seiner Arbeit auch stets zurückgenommen, sich nie in den Vordergrund gedrängt. Diese diskrete Haltung ist der Schlüssel zur Exzellenz von Parmigiani Fleurier.
Wo sehen Sie Ihre wichtigsten Aufgaben?
Wie schon gesagt: als Dirigent. Und die Arbeit beginnt natürlich schon beim Produkt – das heißt, eigentlich sogar noch früher. Die einzelnen Gewerke müssen vernetzt arbeiten, die interne Kommunikation muss zur Selbstverständlichkeit werden. Die meisten Probleme, die bei einem Produkt auftauchen können – stilistische, technische, praktische –, entstehen bereits bei der Konzeption, spätestens bei der Konstruktion. Je enger die einzelnen Abteilungen zusammenarbeiten, desto homogener wird das Produkt. Und je früher Probleme erkannt werden, desto einfacher – und preiswerter – sind sie zu lösen.
Welchen Weg wird Parmigiani Fleurier gehen?
Nischenmarken im oberen Luxusbereich haben eine große Zukunft. Mit den neuen Distributionsmöglichkeiten sind die Stückzahlen gestiegen, und eine neue, größere Klientel findet Zugang zu Luxusprodukten. Dabei droht die Exklusivität auf der Strecke zu bleiben. Die Uhrenindustrie steht an einem Scheideweg, und jede Marke muss sich entscheiden, wo sie hingehört. Diese Entscheidung ist bei Parmigiani Fleurier natürlich längst gefallen. Meine Vision von der Weiterentwicklung von Marke und Produkten hat den Verwaltungsrat der Stiftung überzeugt, und nun genieße ich freie Hand bei der Umsetzung.
Herr Terreni, vielen Dank für das Gespräch!
Das Interview führte Peter Braun.