Grand Seiko Ref. SBGW295 – Urushi

Musterstück des Kunsthandwerks

Februar 2023. Bei der neuen Grand Seiko Ref. SBGW295 kombinieren Kunsthandwerker und Uhrmacher traditionelle japanische Fertigungs- und Veredelungsmethoden mit moderner Uhrwerkstechnik – verbaut im Gehäuse der allerersten Grand Seiko.
Grand Seiko Ref. SBGW295 Urushi Zifferblatt

Die erfolgreichen Geschäfte von Seiko ermöglichten es der 1881 von Kintaro Hattori gegründeten Uhrenfirma Anfang der 1960er-Jahre eine eigene Abteilung zu eröffnen, die sich ganz damit beschäftigte die perfekte Uhr zu konzipieren. Das Ergebnis der Initiative, bei der die besten Uhrmacher und Kunsthandwerker von Seiko zusammenarbeiteten war die Referenz 3180, besser bekannt als Grand Seiko First. Das Original vom 18. Dezember 1960 hatte einen Durchmesser von 35 mm und wurde im vergoldeten Stahlgehäuse oder aus Platin aber jeweils mit weißem Zifferblatt ausgeliefert.

Die originale und erste Grand Seiko von 1960.

Die neue Grand Seiko Ref. SBGW295 nimmt sich das Design der «Grand Seiko First» zum Vorbild, kombiniert die Eigenschaften, wie die Gothische Typografie des Markenamens und die Wölbungen von Zifferblatt und Glas jedoch mit modernen Elementen, wie einem Sichtboden aus Saphirglas und Fertigungstechniken aus der japanischen Tradition. Um das Modell an die heutigen Vorstellungen für Ästhetik von Herrenuhren anzupassen wurde zudem der Gehäusedurchmesser um 3 mm auf 38 mm vergrößert.

Das Gehäuse besteht bei der Grand Seiko Ref. SBGW295 allerdings nicht aus Stahl oder Platin, sondern aus «Brilliant Hard Titanium», einer von der japanischen Marke entwickelten Titanlegierung, die heller als andere Legierungen ist. Die Vorteile von Titan gegenüber Edelstahl sind die höhere Härte und damit Kratzfestigkeit, sowie das leichtere Gewicht.

Zaratsu-Politur

Zaratsu-Politur bei Grand Seiko.

Titanuhren haben oft eine etwas stumpfere Oberfläche oder werden direkt mit gebürsteter Oberfläche angeboten. Das hat mit dem hohen Aufwand zu tun, der nötig ist, um das harte Metall zu bearbeiten beziehungsweise zu polieren. Diesen Aufwand scheut Grand Seiko nicht: die Marke ist für die Anwendung der «Zaratsu»-Politurtechnik bekannt. Dabei wird das Uhrengehäuse an eine rotierende Polierscheibe gedrückt. Durch den Unterschied in der Rotationsgeschwindigkeit vom Scheibenzentrum zum Scheibenrand und das Fingerspitzengefühl der erfahrenen Politeure können so besonders exakte und glatte Oberflächen erreicht werden.

Übrigens: Zaratsu ist die verschriftlichte, japanische Aussprache von Sallaz, dem Namen eines ehemaligen Herstellers von Poliermaschinen, die bei Grand Seiko inzwischen durch auf die eigenen Bedürfnisse angepassten Maschinen ersetzt worden sind. Das Ergebnis wird auch Schwarzpolieren genannt, weil die perfekten Oberflächen in einem bestimmten Winkel tiefschwarz erscheinen.

Zifferblatt mit Urushi-Lack

Urushi Lackbaum Kunsthandwerk
Für die Gewinnung des Urushi-Lacks wird der ostasiatische Lackbaum angeritzt und der austretende Saft gesammelt.

Schon in der Jungsteinzeit verwendeten Menschen den Saft des Lackbaums (Toxicodendron vernicifluum) als Klebstoff, zum Beispiel für Pfeil und Speerspitzen. Später entdeckte man, dass der Saft auch als Lack verwendet werden kann. Der natürliche Lack und dessen Verarbeitung wird japanisch «Urushi» genannt und wird in Japan bereits seit Jahrhunderten für hochwertige Produkte im Kunsthandwerk eingesetzt.

Zifferblatt Grand Seiko Ref. SBGW295 Urushi Lack
Das Zifferblatt der SBGW295 wird mit Urushi-Lack beschichtet. Er verleiht dem Zifferblatt eine besondere Wölbung.

Um den Lack zu gewinnen wird der Baum angeritzt und der austretende Saft gesammelt. Dieser wird in mehreren dünnen Schichten auf eine zuvor grundierte und glatt polierte Oberfläche aufgetragen, die jeweils aushärten müssen. Der trübe Urushi-Lack wird nach dem trocknen klar und kann durch Zugabe von Pigmenten gefärbt werden. Dadurch sind aufwendige Verzierungen möglich, die durch die vielen Schichten eine besondere Tiefe erhalten. Bei der Grand Seiko Ref. SBGW295 wird mit dieser Technik das Zifferblatt behandelt. Die schwarze Farbe wird dabei durch Zugabe von Eisen erreicht.

Details aus Gold: «Maki-e-Indexe»

Maki-e Japanisches Kunsthandwerk SBGW295
Schrift und Indexe werden durch Goldpulver aufgebaut, welches per Hand in den Lack eingebracht wird.

Die besondere Grundfläche des Zifferblatts verdient auch besondere Details. Bei der Beschichtung mit Urushi werden Logo, und Indexe direkt und per Hand eingearbeitet. Diese Technik heißt «maki-e», das bedeutet so viel wie «bestreutes Bild» und beschreibt den Vorgang in aller Bildlichkeit: In mehreren Schichten und natürlich äußert präzise und per Hand trägt Urushi-Meister Isshu Tamura Goldpulver auf das Zifferblatt der Uhr auf, versiegelt die Lackschicht mit Lack und wiederholt den Vorgang. Dadurch wirken die Indexe und das Logo am Ende dreidimensional - sind jedoch in die glatte Oberfläche eingearbeitet.

Die Maki-e-Details in der Nahansicht.

Die farblich passenden Zeiger biegen sich über das gewölbte Zifferblatt und werden nach oben von einem gewölbten Saphirboxglas geschützt.

Spezifikationen und Verfügbarkeit

Im Inneren des Titangehäuses arbeitet das Handaufzugs-Kaliber 9S64: das Manufakturwerk von Grand Seiko arbeitet innerhalb einer Toleranz von +5 bis -3 Sekunden und bietet eine Gangautonomie von bis zu 72 Stunden, bei einer Frequenz von 28.800 Amplituden pro Stunde. Das fein finissierte Werk kann durch den Sichtboden auf der Rückseite der Armbanduhr eingesehen werden und bietet eine erhöhte Magnetfeldresistenz bis zu 4.800 Ampere pro Meter. Schlechter steht es um die Wasserdichtheit, die mit 3 bar eher gering ausfällt.

Im Inneren der SBGW295 arbeitet das Manufakturkaliber 9S64.

Beim Armband der Uhr kommt eine besondere japanische Webtechnik namens «Yoroiori» zum Einsatz, bei der schmale Streifen aus Kalbsleder und Stoff in Handarbeit miteinander verflochten werden. Diese Technik wurde früher bei der Herstellung von Samurai-Rüstungen eingesetzt.

Die Grand Seiko Ref. SBGW295 ist ab Februar 2023 erhältlich und auf nur 500 Exemplare limitiert. Für den Preis von 14.700 Euro wird sie mit einem zusätzlichen Lederband ausgeliefert.

Text: Tobias Schaefer

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