Erste neue Universal Genève Polerouter

Vorgeschmack auf das Revival

15. November 2024. Universal Genève gibt mit einer Neuauflage der legendären Polerouter einen Vorgeschmack auf das im Jahr 2026 anstehende Revival der Uhrenmarke. Die erste neue Universal Genève Polerouter mit dem historischen Microrotor-Kaliber 1-69 soll im Mai 2025 bei Philipps unter den Hammer kommen.
die erste neue Universal Genève Polerouter
Universal Genève legt überraschend die Polerouter neu auf. Nur das Modell in der Mitte (ein Einzelstück) wird vorerst versteigert.

Dieses Jahr hat Georges Kern, CEO von Breitling bekannt gegeben, dass man die Rechte an Universal Genève erworben habe und eine umfassende Wiederbelebung der Marke anstrebe. Dabei scheint dem erfahrenen Strategen bewusst zu sein, welche Bedeutung die Marke bei Uhrenfans und Sammlern hat, weswegen die Wiederbelebung mit eigens entwickelten und besonders hochwertigen Manufakturkalibern sowie einer besonderen Achtung für die Geschichte von Universal Genève durchgeführt werden soll.

Das Interesse der Uhrengemeinde und Medien ist dementsprechend groß ausgefallen als vor Kurzem die neue Webseite der Genfer Traditionsmarke online gegangen ist, auf der bereits einige legendäre Vintage-Modelle gezeigt werden. Bisher wurden neben einem Revisions-Service für Vintage-Modelle jedoch keine Produkte oder Dienstleistungen angeboten. Denn besonders die Entwicklung von eigenen Uhrwerken, die sich insbesondere auch von den Manufakturkalibern von Breitling abheben sollen, benötigt Zeit, weswegen der offizielle Relaunch von Universal Genève erst für das Jahr 2026 geplant ist.

Erste neue Universal Genève Polerouter

Das Zifferblatt der Polerouter war mit seiner zweiteiligen Zifferblatt konstruktion mit geriffeltem Rehaut vor 70 Jahren eine echte Innovation.

Wohl auch um den Medienrummel (auch wir berichteten) rund um die Wiederbelebung von Universal Genève nicht allzu schnell abflauen zu lassen, kündigte die junge alte Marke heute überraschend die ersten Neuauflagen der legendären Polerouter an. Schon im Mai 2025 soll es soweit sein: Die erste neue Polerouter von Universal Genève soll erhältlich sein – soweit die gute Nachricht. Die schlechte dagegen ist die Anzahl der erhältlichen Exemplare. Nur ein Einziges kommt auf den Markt und das in einer Auktion bei Philipps in Kooperation mit Bacs und Russo.

Armband der neuen Polerouter
Echte Genfer Handwerkskunst steckt auch im Armband, welches per Hand aus Golddraht hergestellt wird.

Das Interesse und damit der Erlös, der ersten neuen Universal Genève könnte entsprechend hoch ausfallen, wird jedoch ganz im Sinne der behutsamen Wiederbelebung der Marke einem guten Zweck zugeführt, nämlich dem CFP Genf (Centre De Formation Professionnelle Arts), einer Organisation, die sich zur Aufgabe gemacht hat, angewandte Kunst zu lehren und u.a. das Know-how der Schweizer Uhrmacherrei für kommende Generationen zu bewahren.

Dieses Modell von Universal Genève wird versteigert

Mit 35 mm Durchmesser ist das neue Einzelstück der Polerouter genauso groß wie das Original von 1954.

Die besagte zu versteigernde Polerouter ist mit einem Gehäuse aus 18-karätigem Weißgold und einem zweiteiligem Zifferblatt mit silbernem Rehaut und blauer Grundfläche ausgestattet. Das Gehäuse misst, wie das Original von damals 35 mm, bei einer Höhe von 9,95 mm. Damit ist die Uhr mit Wasserdichtheit von 5 bar also relativ klein. Es wird interessant zu sehen, wie die Polerouter bei ihrer Einführung in zwei Jahren dimensioniert wird. Im Inneren der ersten neuen Universal Genève arbeitet, auf Grund der noch laufenden Entwicklung eines würdigen neuen Manufakturkalibers ein historisches Micorotor-Kaliber 1-69 aus den 1960er-Jahren.

Laurent Jolliet
Laurent Jolliet ist der letzte Chaîniste, also Kettenmacher aus Genf.

Das Kaliber 1-69 war innerhalb der Polerouter-Kollektion ein bedeutendes Upgrade und trieb ab 1957 die Uhren der Kollektion an. Das Automatikwerk arbeitet mit einer damals üblichen Frequenz von 2,5 Hz bzw. 18.000 Halbschwingungen pro Stunde und bietet eine Gangresere von 57 Stunden. Wir dürfen wohl erwarten, dass das Werk fachmännisch und behutsam aufgearbeitet wurde.

In Handarbeit werden die einzelnen Elemente des Armbands geformt und poliert.

Neben dem historischen Werk ist die blaue Variante in Weißgold (Ref. JU6910) außerdem mit einem besonderen Armband ausgestattet, welches von Laurent Jolliet, dem letzten sogenannten Chaîniste, also Kettenmacher der Schweiz per Hand hergestellt wird. Das aus Golddraht aufwendig produzierte Armband ist Ausdruck für die Bestrebung von Universal Genève dieses vom aussterben bedrohte Genfer Kunsthandwerk wieder aufleben zu lassen.

Schafft es nicht auf den Markt: Die roségoldene Referenz RU6910 bleibt im Archiv von Universal Genève.

Ausgestattet, stattdessen mit Lederbändern sind zwei weitere Varianten der Polerouter, die Referenzen RU6910 und AU6910, deren technischen Daten und Innenleben bis auf die verwendeten Gehäusematerialien Roségold und Edelstahl und dem schwarzen bzw. weißen Zifferblatt mit denen der blauen Variante übereinstimmen.

Ebenfalls ein Fall für das Archiv ist die Variante mit Edelstahlgehäuse (Referenz AU6910).

Anders als die zu versteigernde Variante aus Weißgold werden die beiden anderen Modelle allerdings nicht verkauft und verbleiben stattdessen im Archiv von Universal Genève.

Bedeutender Moment in der zivilen Luftfahrt

Ein Flugzeug vom Typ DC-6B wurde beim Jungfernflug über den Nordpol von Kopenhagen nach Los Angeles im Jahr 1954 eingesetzt.

Die Polerouter wurde erstmals in Zusammenarbeit mit dem SAS – nein nicht der britischen Spezialeinheit Special Air Service – sondern für die Fluggesellschaft Scandinavian Airlines System hergestellt. In diesem Zusammenhang markiert das Modell einen wichtigen Meilenstein in der Geschichte der zivilen Luftfahrt. Im Jahr 1954 bot die Airline Flüge von Kopenhagen nach Los Angeles, erstmals über die kürzere Route über den Nordpol statt über den Atlantik an, wodurch sich die Strecke und damit die Flugzeit um ganze 2600 Kilometer verkürzte.

SAS Werbung 1954 Polerouter
Warum lange über den Atlantik fliegen, wenn es über den Nordpol schneller geht? Eine Werbung des SAS von 1954.

Die ersten, auf 170 Exemplare limitierten Polerouter-Modelle, die dieses Jahr ihr 70. Jubiläum feiern, sind heute gefragte Sammlerobjekte und wurden zu einem großen Teil von Piloten der Fluggesellschaft mit Sitz in Stockholm getragen. Die Neuauflage trägt neben dem neuen Logo von Universal Genève, wie das Vorbild auch das historische Logo des SAS.

Frühes Design von Gérald Genta

Gerald Genta
Der berühmte Uhrendesigner Gérald Genta (1931–2011).

Das Design der Polerouter (ursprünglich Polarrouter) wurde von niemand geringerem als dem weltberühmten Designer Gérald Genta, der auch für Modelle wie die Royal Oak von Audemars Piguet, der Patek Philippe Nautilus, der Omega Constellation, IWC Ingenieur und vielen anderen Ikonen der Uhrmacherei verantwortlich war, geschaffen. Die Polerouter war eines der ersten vom damals 23 Jahre alten Gérald Genta entworfenen Uhrendesigns, welches einen Ikonenstatus einnehmen konnte. Der größte Wurf von Genta, die Royal Oak erschien erst Anfang der 1970er-Jahre.

Nicht zu viel bieten

Die Rückseite der neuen Stahlvariante mit massivem Boden.

Falls Sie sich mit dem Gedanken tragen, bei der neuen Universal Genève Polerouter mitzubieten, sollten Sie allerdings nicht zu hoch ansetzen. Originale Serienmodelle aus den 1950er-Jahren gibt es auf den einschlägigen Online-Portalen bisweilen, je nach Gehäusematerial und Zustand schon für einige tausend Euro. Die Suche nach einem Original für das SAS jedoch könnte sich jedoch etwas schwieriger gestalten...

Worauf sich Uhrenfreunde bei Universal Genève noch freuen können

Dieser Universal-Genève-Chronograph vom Typ Compur mit Telemeter und Tachymeter stammt aus den 1930er-Jahren.

Weitere legendäre Modelle von Universal Genève sind die Chronographen Compur und vor allem Compax und Tri-Compax, deren Aufteilung des Zifferblatts beinahe als Gattungsbegriff für Chronographen von allen möglichen Uhrenmarken und Uhrenfans eingesetzt wird. Es sind jedoch gerade Chronographen-Werke, die durch ihre hohe Komplexität besonders lange Entwicklungszeiten benötigen. Im Gespräch mit «Hodinkee» sprach Georges Kern Anfang des Jahres von einem Entwicklungszeitraum von 3 Jahren für ein Automatikwerk und noch mehr für Chronographenkaliber. Da der Launch nun allerdings bereits für 2026 geplant ist, geht es vielleicht doch ein wenig schneller.

Ein historischer Compax-Chronograph.

Text: Tobias Schaefer

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