Die Welt der Auktionen wandelt sich: Früher ging man mit dem Katalog zu einer Versteigerung und hoffte auf den Zuschlag, heute sind Angebote weltweit im Internet zu finden. Auch Gebote können online von überall auf der Welt abgegeben werden, und selbst beim Nachverkauf wird man dank Online-Übersichten überall fündig.
Doch das Angebot der Auktionshäuser wandelt sich ebenfalls: Sie beschränken sich nicht mehr auf das Versteigern. Immer mehr bieten Produkte – darunter Uhren – in eigenen Webshops zum Festpreis an. Schließlich sind die entsprechenden Strukturen im eigenen Haus vorhanden: Kompetenz und Fachwissen, um Zeitmesser zu bewerten, ihre Herkunft zu prüfen und ihre Authentizität zu gewährleisten. International macht Sotheby’s das in recht großem Stil vor: Auf der Website findet sich die Rubrik «Buy now», in der die Kategorie Uhren über 600 Angebote umfasst – knapp 15 Prozent davon stammen aus dem CPO-Programm von Bucherer mit entsprechender Garantie.
Anders die von Sotheby’s selbst angebotenen Uhren: Das Auktionshaus garantiert lediglich für die Echtheit und nicht für Ganggenauigkeit oder Funktionen. Wie auch bei einer Auktion wird der Ist-Zustand der Uhren möglichst genau beschrieben. Dann gilt: gekauft wie besehen. Versandt wird aus Hongkong oder aus New York, was den Einkauf teuer macht, da Einfuhrumsatzsteuer und Zollgebühren zum Preis hinzugerechnet werden. Das Auktionshaus Phillips, mit Aurel Bacs als Spezialist in Genf stets für spektakuläre Uhrenverkäufe gut, bietet unter dem Titel «Phillips Perpetual» seltene und feine Uhren zum Sofortkauf an. Das Angebot kann man in Phillips-Ausstellungsräumen sogar persönlich in Augenschein nehmen. «Phillips Perpetual»-Standorte sind in London, Hongkong und Gstaad – alle außerhalb der EU, sodass nach dem Kauf für deutsche Kunden Einfuhrzölle und Steuern anfallen. Das Online-Angebot ist mit rund 50 Uhren recht überschaubar – darunter Bestseller von Rolex und Patek Philippe sowie Ausgefallenes und Seltenes. Einfacher ist es, in Deutschland zu shoppen: Das Auktionshaus Eppli aus Stuttgart bietet in seinem Online-Shop nach eigenen Angaben «zertifizierte Originalware» – knapp 500 Armbanduhren und auch Taschenuhren. Der Online-Shop des Auktionshauses Henry’s in Mutterstadt umfasst mit aktuell über 200 Armband- und Taschenuhren ebenfalls ein stattliches Angebot.
Spezialisten: Wer den Nervenkitzel einer echten Auktion schätzt oder sein Traumstück lieber in einem Auktionskatalog als bei einem Juwelier sucht, kann in Deutschland bei dem auf Uhren spezialisierten Auktionshaus Dr. Crott in Mannheim fündig werden. International sind Sotheby’s, Christie’s und Phillips beim Thema Uhren führend. Doch auch andere Häuser bieten Armbanduhren im Rahmen ihrer Auktionen.
Überblick im Netz: Einen guten Überblick über aktuelle Kataloge geben Online-Plattformen wie Invaluable, The Salesroom, Lot-Tissimo und Douot. Der Vorteil: Man hat zahlreiche Auktionen gleichzeitig im Blick und kann nach Stichworten oder Marken suchen.
Der Preis: Hat man seine Wunschuhr gefunden, gilt es einiges zu beachten. Beim persönlichen Budget muss man unbedingt das Aufgeld einkalkulieren. Zum Zuschlagspreis für den Höchstbietenden werden nämlich noch eine Gebühr sowie Mehrwertsteuer aufgerechnet – insgesamt macht das ein Plus von 26 bis 29,5 Prozent. Genaueres steht im Kleingedruckten des Katalogs oder auf der Website des Auktionshauses.
Der Versand: Aufgepasst, wo sich das Auktionshaus befindet: Bei einem Firmensitz außerhalb der EU entstehen weitere Kosten. Wer etwa in der Schweiz, in den USA oder in Asien kauft und die Ware nach Deutschland mitnimmt oder schicken lässt, muss sowohl Zollgebühren als auch Einfuhrumsatzsteuer bezahlen.
Da das Thema Uhren für die meisten Auktionshäuser nur eins von vielen ist, fällt die Verfügbarkeit bei anderen Auktionshäusern mit Online-Shops deutlich kleiner aus. Gemeinsam ist diesen Angeboten aber eines: Der Kauf von Uhren erfolgt im Ist-Zustand – Werke sind nicht revisioniert, Gehäuse nicht aufgearbeitet. Das ist ein wesentlicher Unterschied zu spezialisierten Uhrenhändlern. Und dennoch ist das Angebot der Auktionshäuser eine weitere interessante Facette auf dem Sekundärmarkt.
Text: Iris Wimmer-Olbort
